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Klima-Rat: Baden-Württemberg muss Tempo massiv steigern

Der Klima-Sachverständigenrat Baden-Württemberg sieht die Klimaziele des Landes massiv gefährdet. Die Experten fordern die Landesregierung laut einer am Freitag veröffentlichten Stellungnahme zum sofortigen Handeln auf. Die notwendige Reduktion der Treibhausgase bis 2030 verfehle das Land deutlich.

Die Sachverständigen warnen, der Temperaturanstieg in Baden-Württemberg betrage bereits 2,7 Grad. Damit liege er doppelt so hoch wie der globale Durchschnitt von 1,3 Grad. Das Jahr 2024 sei mit 10,56 Grad das drittwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen 1881 gewesen.

Zwar sanken die CO2-Emissionen den Experten zufolge 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 3,4 Prozent auf gut 61 Millionen Tonnen. Seit 1990 erreichte das Land jedoch lediglich eine Minderung von knapp 33 Prozent. Gesetzlich ist bis 2030 eine Reduktion um 65 Prozent vorgeschrieben. Das Reduktionstempo sei damit deutlich zu langsam.

Verschärfend kommt nach den Erkenntnissen des Rats hinzu, dass der Wald Treibhausgase unterm Strich nicht mehr mindert. Er fungierte 2023 erstmals als Quelle und stieß rund 0,4 Millionen Tonnen CO2 aus. Ursache waren Schäden durch Hitze und Schädlingsbefall.

Die Vorsitzende des Sachverständigenrats, Maike Schmidt, warnte vor Zögern der Politik. „Je länger wir warten, desto schwieriger und teurer wird es“, sagte sie. Der Sachverständigenrat verweist auf eine frühere Studie, laut der jeder in den Klimaschutz investierte Euro Schäden von bis zu 20 Euro vermeidet.

Der Rat schlägt mehrere akute Maßnahmen vor. Dazu gehört ein 100-Millionen-Euro-Aktionsprogramm für grüne Wärmeinfrastrukturen und soziale Sanierungen von Quartieren. Weiterhin fordern die Experten die Einführung verbindlicher Quoten für treibhausgasneutrale Produkte wie Stahl oder Zement bei öffentlichen Beschaffungen. Für Menschen mit geringerem Einkommen empfehlen die Sachverständigen sogenannte Social-Leasing-Optionen, um den Zugang zu Elektrofahrzeugen zu erleichtern.

Ein Bündnis aus Umwelt-, Gewerkschafts- und Sozialverbänden warf der Landesregierung aufgrund der Stellungnahme des Sachverständigenrats vor, keinen klaren Plan zur Einhaltung ihrer eigenen Klimaziele zu haben. Klimaschutz könne nur gelingen, wenn er für alle Menschen bezahlbar sei. „Fehlende Investitionen in Klimaschutz heute führen zu massiven Mehrbelastungen morgen – und das trifft insbesondere Menschen mit geringeren Einkommen“, erklärte Marco Lang, Vorstand der AWO Württemberg.

Das Bündnis unterstützt konkrete Vorschläge des Expertenrates. Dazu gehören die landesweite Ausweitung eines Stromspar-Beratungsprogramms für einkommensschwache Haushalte und die Einführung eines günstigen „Klima-Tickets BW“. Zudem seien massive Investitionen in die Gebäudesanierung und in eine klimaneutrale Wärmeversorgung notwendig. (2567/10.10.2025)