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Klangforscher: Laute und kratzige Geräusche mag der Mensch nicht

Die Totenkopfpfeife der Azteken wurde eingesetzt, um Angst zu machen: Sie hörte sich an wie ein schriller, menschlicher Schrei. Wieso der Ton immer noch schockiert und welche Laute positiv wirken, erklärt ein Forscher.

“Achtung, jetzt wird’s gefährlich”: Diese Warnung signalisieren laute und kratzige Geräusche nach Einschätzung eines Forschers. “Schreie oder Donner – das mag unser Hörsystem nicht”, sagte Sascha Frühholz, Professor für Kognitive und Affektive Neurowissenschaften an der Universität Zürich, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Dadurch werde der Mensch in Alarmbereitschaft versetzt. “Das liegt vermutlich an der Bauart unseres Hörsystems”, so Frühholz.

Als Beispiel nannte er die Totenkopfpfeife der Azteken; so ergaben Forschungen der Uni Zürich mittels eines Nachbaus, dass ihr Pfeifen bis heute eine sehr beängstigende Wirkung auf das menschliche Gehirn hat. Ihr schreiähnlicher Klang sollte einst Menschenopfer auf ihren Abstieg in die Unterwelt vorbereiten.

Auch heute noch bewirkt ihr Ton demnach Entsetzen bei den Hörern: “Die affektiven Reaktionen auf erschreckende Geräusche sind Menschen aus allen historischen Kontexten gemeinsam”, sagt Frühholz.

Dabei spiele bei der Wahrnehmung von Geräuschen auch die Voreinstellung eine Rolle, so der Neurowissenschaftler. “Es kommt darauf an, was man erwartet zu hören und auch darauf, welche Erfahrungen man mit diesem Geräusch bisher gemacht hat.”

“Eine positive Wirkung auf den Menschen hat dagegen alles, was einen klaren Ton hat und nicht zu laut ist.” Dazu zähle etwa Meeresrauschen, Vogelgezwitscher oder das leichte Rauschen eines Windes.

Neben den Geräuschen, die alle Menschen gleichermaßen ansprechen oder abschrecken, gibt es demnach aber auch Klänge, die individuell positiv oder negativ empfunden werden. “Die Präferenzen, die hier entwickelt werden, sind über Kulturen hinweg sehr unterschiedlich”, so Frühholz.

Ein Beispiel dafür sei etwa die Musik. “In unserer westlichen Kultur mögen wir eher harmonische Klänge; etwa in asiatischen Kulturen ist der Ton aber etwa durch andere Instrumente ganz anders.” Dabei spiele auch der Gewöhnungseffekt eine Rolle. “Bereits kleine Kinder lernen bestimmte Klänge kennen, gewöhnen sich daran und empfinden sie als schön.”