Das Jugendamt des Kreises Lippe wurde für ein Kinderschutz-Pilotprojekt des Landes Nordrhein-Westfalen ausgewählt. Das Amt soll an einem einheitlichen Verfahren für die Qualitätsentwicklung in allen 186 Jugendämtern in NRW mitarbeiten, wie der Kreis am Montag in Detmold mitteilte. Die Behörde hatte nach eigenen Angaben aufgrund der „schrecklichen Verbrechen im Fall Lügde“ 2019 begonnen, im Rahmen eines Schutzkonzeptes neue Verfahren einzuführen.
Eine große Rolle spiele beim Kinderschutz durch die Jugendämter eine kontinuierliche Evaluation und Überprüfung der eigenen Arbeit, um daraus zu lernen und Abläufe weiter zu verbessern, hieß es. Im Kreis Lippe sei dafür sogar eine eigene Stelle im Jugendamt geschaffen worden. Die dort gewonnene Expertise könne man in das Pilotprojekt einbringen.
Konkret sollen laut der Mitteilung Fälle zum Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung noch einmal genauer unter die Lupe genommen und analysiert werden. Das Kreisjugendamt Lippe ist den Angaben zufolge eines von 18 Jugendämtern, die für die bis Mitte 2024 dauernde Pilotphase ausgewählt wurden. Geleitet wird das Projekt im Auftrag des Landes NRW vom Deutschen Jugendinstitut und dem Institut für soziale Arbeit in Kooperation mit der Bundesarbeitsgemeinschaft der Kinderschutzzentren.
Der Missbrauchsfall von Lügde gilt als besonders schwerer Fall von Kindesmissbrauch sowie der Produktion und Verbreitung von Kinderpornografie. Tatort war ein Campingplatz. Die Staatsanwaltschaft Detmold geht von 1.000 Einzeltaten in einem Zeitraum von rund zehn Jahren aus. Die beiden Haupttäter wurden 2019 zu 13 Jahren und 12 Jahren Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt.