Ab dem 1. Juli wird das Brustkrebsfrüherkennungsprogramm „QuaMaDi“ Künstliche Intelligenz (KI) einsetzen. Sie soll die radiologische Diagnostik gezielt unterstützen und ärztliche Expertise dort konzentrieren, wo sie am dringendsten gebraucht wird, teilte die AOK NordWest am Freitag mit. „Je früher Ärztinnen und Ärzte Brustkrebs erkennen und behandeln, desto besser sind die Heilungschancen für die betroffenen Frauen. Der Einsatz von KI soll dafür sorgen, die Entdeckungsraten von Brustkrebs zu steigern, ohne dass es zu falschem Alarm oder unnötigen Zusatzuntersuchungen kommt“, erklärte Bettina Schultz, Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH).
Die ab Juli eingesetzte KI werde digitale Mammografien analysieren, auffällige Strukturen erkennen, sie farblich markieren und Wahrscheinlichkeiten für bösartige Veränderungen berechnen. Die finale Entscheidung über den Befund bliebe bei der Radiologin oder dem Radiologen. So sollen Auffälligkeiten früher erkannt, Unsicherheiten in der Beurteilung reduziert und falsch-negative oder falsch-positive Ergebnisse minimiert werden. In Fällen, in denen sowohl die KI als auch die Radiologin oder der Radiologe den Befund als unauffällig einstufen, könne die zweite ärztliche Bewertung entfallen. Dadurch solle mehr Zeit für die sorgfältige Beurteilung schwieriger und auffälliger Befunde bleiben.
Jedes Jahr werden in Schleswig-Holstein zwischen 65.000 und 70.000 Frauen mit erhöhtem Risiko oder einem Verdacht auf Brustkrebs im Rahmen von „QuaMaDi“ (Qualitätsgesicherte Mamma-Diagnostik) untersucht. 2023 wurden dabei rund 1.000 Fälle von Brustkrebs neu entdeckt. Der überwiegende Anteil dieser Krebsfälle wird in einem frühen Stadium erkannt.
„QuaMaDi“ wurde 2005 für Frauen mit erhöhtem Brustkrebsrisiko in Schleswig-Holstein eingeführt. Jede Mammografie-Aufnahme wird durch einen zweiten unabhängigen Radiologen beurteilt, der gesamte Prozess ist digitalisiert. An dem Programm nehmen aktuell rund 460 Ärztinnen und Ärzte teil. Vertragspartner bei QuaMaDi sind die KVSH, die AOK NordWest, der BKK Landesverband Nordwest, die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau, der Verband der Ersatzkassen sowie weitere beigetretene Krankenkassen.