Gartenfreunde bangen vor immer häufigeren und längeren Dürrephasen. Das muss nicht sein, finden Pflanzen-Experten. Mit Planung lasse sich der geliebte Garten vital halten – auch ohne viel Anstrengung.
Mit zwei zum Gruß nach oben gestreckten Fingern begrüßt Jesus die Besucher des paradiesisch anmutenden Gartens von Monika und Walter Frank im Moseltal zwischen Trier und Koblenz. Blühende Gänseblümchen, saftiger Klee, Löwenzahn und mehr umranden die als steinerne Wegplatte dienende Christusfigur. Auf der Schäferei, einem hoch über dem Fluss gelegenen Ortsteil der malerischen Gemeinde Graach, haben sich die beiden Pflanzen-Experten in den vergangenen Jahrzehnten einen persönlichen Traum erfüllt: den “Naturgarten Gaia”, der fast nie gegossen werden muss.
“Zweimal im Jahr halte ich mit der Sense das Gras kurz”, sagt Walter Frank – auch die Wege muss er freihalten. Der pensionierte Finanzbeamte fand Mitte der 1990er Jahre im Alter von 45 Jahren zum Gärtnern. “Damals wollte ich das nicht mehr allein meiner Frau überlassen.” Nach mehreren Erweiterungen kümmern sie sich inzwischen gemeinsam um rund 3.500 Quadratmeter voller Natur.
Kräuter, Gemüse, Obst, Blumen und Bäume gedeihen hier harmonisch mit- statt nebeneinander. Das meiste übernehme dabei die Natur selbst, wenn man sie machen lässt. Deshalb halten sich Franks zurück und empfinden ihr steuerndes Wirken im Garten auch nicht als Arbeit. Zahlreiche Wege führen durch das fantasievoll angelegte Areal, einen kleinen Teich gibt es ebenfalls zu entdecken.
Von Anfang an habe er den Ehrgeiz gehabt, so wenig Zeit wie möglich mit dem Gießen zu verbringen. Der wichtigste Schritt, um das zu erreichen, sei eine Beschattung durch Bäume und Sträucher. “Das hält kühl und feucht”, erläutert er. Heute gibt es kaum noch ein Fleckchen Erde, das direkt von der Sonne beschienen wird. Auch der einstige Sonnenfang – eine Fläche, die bewusst Wärme aufnehmen sollte, wird künftig durch Obstbäume umfasst. Vor wenigen Jahren war es so heiß und trocken geworden, dass an der Stelle nichts mehr wachsen konnte.
Auch Bäume sind damals eingegangen. Ganz ohne Gießen geht es also doch nicht. “Wenn ich einen Baum setze, dann muss ich den bewässern. Er hat anfangs schließlich keine Verwurzelung im Boden”, so Frank. Und die Bäume müssten zum Standort passen. Seine Frau ergänzt: “Man muss jungen Gewächsen helfen. Wenn ich etwas aussäe, dann nicht flach auf die Oberfläche, sondern in Rillen.” Dort laufe das Wasser nicht ab, sondern versickere an der Stelle.
Dafür sammelt das Ehepaar das Regenwasser und speichert das wertvolle Nass – zum Beispiel in alten Traubenbütten. Wichtig dabei ist jedoch eine Abdeckung, sonst legen die Mücken dort ihren Nachwuchs ab. Denn auch sie brauchen das Wasser zum Leben. Aber Wasserlinsen oder Insektennetze helfen, um Mückenschwärme an den Wasserspeichern zu verhindern. Bienenvölker, Vogelfamilien und andere Tiere fühlen sich bei den Franks ebenfalls wohl.
Sie unterstützen die Natur in ihrem Garten – ganz besonders die Pflanzen, etwa indem gemulcht wird. So wird das bewusste Abdecken der Muttererde bezeichnet. Statt akkuraten Harkens wird der Boden etwa mit Holzwolle, getrocknetem Gras oder – zum Ortsnamen passend – mit Schafwolle verbessert. Das mindert die Verdunstung und fördert das Wachstum. Der Erfolg ihres Konzepts, Experten nennen es Permakultur, lässt sich essen: Es gibt gelbe und rote Himbeeren, auch Johannis- und Stachelbeeren.
Rhabarberpflanzen, Apfelbäume, Weinbergpfirsiche, Schattenmorellen oder Süßkartoffeln, Baumspinat sowie Meerkohl und vieles anderes mehr gibt es. Wie viele verschiedene Gewächse es sind, wisse sie nicht. “Ich sag’ immer, man kann überhaupt nicht genug pflanzen”, berichtet die 72-Jährige, die einst ebenfalls im Finanzamt arbeitete, bis sie sich ganz der Familie, ihrem nach ökologischen Aspekten gebauten Haus und natürlich dem Garten widmete.
Das Wissen um einen stressfreien Garten teilen die Franks, die inzwischen Großeltern sind, gerne und heißen dafür Interessierte willkommen. So boten sie etwa im Frühjahr über die Katholische Erwachsenenbildung im Bistum Trier unter dem Titel “Stressfrei Gärtnern” eine Einführung in die Permakultur an. Wer dennoch Zweifel hat, für den hat Monika Frank noch ein Argument: “Es gibt Studien die belegen, dass aktive Gartenbesitzer fitter und gesünder sind.”
Dazu trage auch die Vielfalt der essbaren Kräuter und Pflanzen bei. “Besucherinnen, die etwa fragen, wie sie denn aber mit dem Giersch verfahren sollen, sage ich: Essen sie ihn auf”, ergänzt ihr Mann. Vielen gilt Giersch als Unkraut, das im Garten nichts zu suchen habe. “Kaum eine Pflanze ist so reich an Eisen. Viele Menschen haben Eisenmangel und das Mittel dagegen wächst kostenlos im Garten”, meint Frank.
Tipps gegen Dürre im Garten: