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Kein Widerspruch zum Liebesgebot

UK 45/2017, Andacht (Seite 3: Keine Ausreden“)
Die Andacht „Keine Ausreden“ versucht den Widerspruch zwischen dem „Schwert“ des Predigttextes und dem Liebesgebot mit auftretenden „Brüchen“, die nicht der Normalfall sind, zu erklären. Der Predigttext sieht dies allerdings anders.
Das Schwert, als Symbol radikaler Trennung (sogar von den nächsten Angehörigen), ist nicht der Ausnahmefall, sondern klingt eher wie eine Gesetzmäßigkeit, denn es heißt: „Wer sein Leben findet, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird‘s finden“. Es geht um Selbstaufgabe, um eine neue Identität in Christus, die zum Leben, zur Erlösung führt.
In der Selbstaufgabe ist auch die Parallele zum biblischen „Doppelgebot der Liebe“ zu finden, denn nach Kierkegaard lässt das Gebot der Nächstenliebe der Eigenliebe nicht die geringste Entschuldigung – oder nach Paulus: Liebe… „sucht nicht das Ihre“ (1.Korinther 13,5). Liebe ist immer Selbstaufgabe und der Gewinn einer neuen gemeinsamen Identität („… und sie werden sein ein Fleisch“, 1. Mose 2,24). Sie ist sozusagen sterben und neu geboren werden. Im Gebot der Gottesliebe realisiert sich neben einer neuen Identität Heimat und Friede und im Gebot der Nächstenliebe solidarische Freiheit, die nicht im Nächsten ihre Grenze sieht.
Ich sehe im Predigttext keinen Widerspruch zu den Forderungen des Liebesgebotes. Er steht im Kontext von Matthäus 22,40 („In diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“) und weist auf die Ernsthaftigkeit und Radikalität der Christus-Nachfolge.

Helmut Huck, Billerbeck