Trotz rund 12.000 syrisch-orthodoxer Aramäer in Gütersloh lehnt das NRW-Schulministerium die Einführung syrisch-orthodoxer Religionslehre als Abiturfach ab – angeblich fehlen Bedarf, Lehrplan und Lehrkräfte.
Die Bemühungen der syrisch-orthodoxen Kirche, ihre Religionslehre als Abiturfach in Nordrhein-Westfalen zu etablieren, sind gescheitert. Mehr als ein Jahr nach Antragstellung hat das Schulministerium dem Anliegen eine Absage erteilt, heißt es in einem Bericht der “Neuen Westfälischen” (Montag). Eine Einführung sei weder kurzfristig noch im Rahmen eines Schulversuchs möglich, heißt es in einem Schreiben von Bildungsministerin Dorothee Feller an die Kirche.
In Gütersloh, wo rund 12.000 syrisch-orthodoxe Aramäer leben, sollte das neue Fach am dortigen Städtischen Gymnasium starten. Bisher kann syrisch-orthodoxe Religionslehre nur bis zur zehnten Klasse unterrichtet werden. In der Oberstufe müssen sich die Schülerinnen und Schüler für katholischen oder evangelischen Religionsunterricht entscheiden.
“Warum können wir den Unterricht nicht bis zum Abitur anbieten? Es gibt genügend Lehrkräfte”, sagt Augin Yalcin vom Syrisch-Orthodoxen Kirchenkreis NRW. Er kritisiert die Ablehnung als unbegründet. Die Kirche sei eine anerkannte Religionsgemeinschaft, kein Randphänomen: “Es sind ausreichend Lehrkräfte vorhanden, wovor hat man denn Angst? Wir sind eine Kirche öffentlichen Rechts und keine Sekte”, so Yalcin weiter.
Das Ministerium verweist auf fehlende Voraussetzungen: “Es muss ein ausreichend großer Bedarf bestehen, ein verbindlicher Lehrplan vorliegen und eine ausreichende Anzahl qualifizierter Lehrkräfte verfügbar sein. Diese Voraussetzungen sind im Fall der syrisch-orthodoxen Religionslehre nicht erfüllt”, heißt es laut einem Sprecher des Ministeriums. Die Schulleitung des Gymnasiums zeigt sich hingegen offen, verweist aber auf die Entscheidungskompetenz des Ministeriums.
Seit Jahren unterrichtet Yalcin das Fach im Kreis Gütersloh. Der Bedarf wachse, sagt er – und Aufgeben sei keine Option: “Wir werden weiter daran arbeiten, dass die Voraussetzungen erfüllt sind.” Das Fach “Orthodoxe Religionslehre” kann seit 2016 von Schulen mit gymnasialer Oberstufe angeboten werden. Dies wird jedoch aktuell nur an einem Gymnasium im Regierungsbezirk Düsseldorf umgesetzt.