Artikel teilen:

Leichter Anstieg bei Professorinnen – Hürden noch zu groß

Steigende Tendenz, doch weit entfernt von Gleichberechtigung – Nicht mal ein Drittel der hauptberuflichen Professuren an deutschen Unis sind an Frauen vergeben. Expertinnen kennen auch die Gründe dafür.

Trotz eines leichten Anstiegs gibt es an deutschen Hochschulen weiterhin deutlich weniger Professorinnen als Professoren. Wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte, waren von den über 51.000 hauptberuflichen Professuren an Hochschulen im vergangenen Jahr lediglich 28 Prozent an Frauen vergeben – obwohl es in der Studierendenschaft eine weibliche Mehrheit gibt. Expertinnen sehen besondere Hindernisse für Frauen bei Hochschulkarrieren.

Zwar ist der Anteil der Professorinen in den vergangenen zehn Jahren um acht Prozentpunkte gestiegen (2012: 20 Prozent) sowie im Vergleich zum Vorjahr um 0,8 Prozentpunkte. Dennoch zeige sich deutlich, wie mit zunehmender akademischer Qualifizierung der Frauenanteil sinkt. Bei abgeschlossenen Promotionen lag der Frauenanteil demnach im vergangenen Jahr noch bei 46 Prozent, bei Habilitationen, also der Anerkennung der Lehrbefähigung an einer Hochschule, betrug er nur noch 37 Prozent. In der Studierendenschaft stellten Frauen sowohl unter Studienanfängerinnen und -anfängern als auch bei den Studienabschlüssen hingegen mit jeweils über 50 Prozent die Mehrheit. Ähnliches gilt auch für die Gesamtheit des Hochschulpersonals, dass zu knapp 55 Prozent weiblich ist.

Aus Sicht der wissenschaftlichen Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung, Bettina Kohlrausch, sind Hochschulkarrieren für Frauen weiterhin von hohen Unsicherheiten und Risiken geprägt. “Dies ist gerade für Frauen in der Familiengründungsphase sehr abschreckend. Auch die faktische Unmöglichkeit, eine Hochschulkarriere in Teilzeit zu bestreiten, erschwert die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.”

Die Expertin fordert eine solide Grundfinanzierung der Hochschulen sowie eine Verbesserung des Gesetzes über befristete Arbeitsverträge in der Wissenschaft. Dadurch sollten der Anteil von befristeten Stellen an Unis deutlich reduziert und sichere Beschäftigungsverhältnisse auch unterhalb der Professur gewährleistet werden.

Die Statistiker machten ferner Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern aus, die als Träger für die staatlichen Hochschulen verantwortlich sind. Demnach war der Frauenanteil an den hauptberuflichen Professuren in Berlin mit 36 Prozent am höchsten, im Saarland mit 23 Prozent am niedrigsten.