Rund 2.000 Katholiken aus aller Welt, die sich für mehr aktive Teilhabe aller Gläubigen in der Kirche einsetzen, waren am Wochenende im Vatikan. Eindrücke von Teilnehmenden aus Deutschland, der Schweiz und Österreich.
Nach dem Heilig-Jahr-Treffen für Katholiken, die sich in der Kirche für Reformen einsetzen, äußern sich Teilnehmende aus dem deutschsprachigen Raum insgesamt positiv. “Ich habe eine große Begeisterung und Neugier gespürt, von anderen zu erfahren, wie sie Synodalität leben”, sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am Sonntag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) nach dem Heilig-Jahr-Event für sogenannte Synodalteams.
Beeindruckt zeigte sich der Leiter der deutschen Delegation von Papst Leo XIV., der sich am Freitag mehr als zwei Stunden Zeit genommen hatte für eine Begegnung mit den rund 2.000 Katholiken aus aller Welt. “Man merkt sehr deutlich, dass er im Thema Synodalität drin ist und es sehr überzeugt mitträgt”, sagte Kohlgraf. “Gott gehört die Zukunft! Das ist die Botschaft, die ich mitnehme und die ich selbstverständlich kommuniziere.” Kontroversen, die gelegentlich vorkämen, könne er jetzt “mit einer neuen Begeisterung, mit mehr Mut und Motivation angehen, als es vielleicht vorher der Fall war”.
Die stellvertretende Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Birgit Mock, sprach von “sehr vielen sehr inspirierenden Erfahrungen” bei dem dreitägigen Treffen. Entscheidend sei, “einander mit Respekt zu begegnen, andere Meinungen auszuhalten, sich Zeit zu nehmen, zuzuhören, aber dann auch in wichtigen Fragen zu Entscheidungen kommen”, sagte Mock. “Ich glaube, dass das ein ganz wichtiger Beitrag unserer Kirche für die Gesellschaft ist, wo die Spannungen im Moment immer größer werden, wo Populismus stark wirkt und Menschen auseinanderzutreiben droht, hier machen Christen eine Arbeit, die dazu beitragen kann, dass man sich begegnet, miteinander im Gespräch bleibt, konstruktive gemeinsame Lösungen sucht”, so die ZdK-Vize. Dies sei ein Beitrag zum Frieden auf der ganzen Welt.
Das Thema der Geschlechtergerechtigkeit stehe vermutlich nicht ganz oben auf Leos Agenda, “aber er hat die Tür weiter aufgemacht”, sagte Mock mit Blick auf eine auf dem Podium gestellte Frage zu mehr Teilhabe von Frauen. “Er hat sehr deutlich gemacht, dass die Frauenfrage kein theologisches Problem, sondern eine kulturelle Frage ist.” Ebenso wolle er sich für die Überwindung dieser kulturellen Hemmnisse einsetzen, wie er gesagt habe. “Und dass er es sehr gut findet, dass Frauen schon jetzt Verantwortung in unserer Kirche übernehmen”, zeigte sich Mock zufrieden. “Er ist dem Thema nicht ausgewichen, dafür bin ich ihm sehr dankbar.”
Die Linzer Professorin für Pastoraltheologie, Klara Csiszar, sprach von einer veränderten Kultur in der Kirche: “Man scheut sich nicht, etwa Fragen über Geschlechtergerechtigkeit zu stellen und den Raum zu öffnen, um ehrlich darüber ins Gespräch zu kommen”, so die Theologische Expertin der Weltsynode. Diese Veränderung habe während des Pontifikats von Franziskus (2013-2025) begonnen, der den Reformprozess Weltsynode angestoßen hatte.
Auch der damalige Kardinal Robert Francis Prevost, heute Papst Leo XIV. hatte an den jeweils vierwöchigen Sitzungen der Weltsynode teilgenommen. “Für mich war schon stark, wie frei er gesprochen hat”, sagte Cziszar über Papst Leos Auftritt im Rahmen des Treffens. “Ich habe seine synodale Erfahrung gespürt, dass er mit uns zusammen war wie Freunde der Synodalität, die sich jetzt wieder treffen. Das finde ich inspirierend und es macht mir Hoffnung”, so die Pastoraltheologin, die auch Mitglied der synodalen “Task Force” der Europäischen Bischofskonferenz CCEE ist.
Auch Weihbischof Johannes Freitag von Graz-Seckau in Österreich bewertete es positiv, dass der Papst die Teilhabe von Frauen nicht als theologische, sondern eher als Frage von Kultur und Tradition bezeichnet habe. “Damit hat er ermutigt, diese Frage mit Blick auf die unterschiedlichen Kulturen anzugehen. Das betrifft nicht das Weiheamt, aber es geht um die Verantwortung von Frauen”, so der Weihbischof.
Eine positive Bilanz zog auch die Schweizer Synodale Helena Jeppesen-Spuhler, die als stimmberechtigtes Mitglied an der Weltsynode teilgenommen hatte. “Die Synode hat die Kirche sehr verändert, sie hat auch die Papstwahl beeinflusst. Das beeindruckt mich vor allem deshalb, weil wir eigentlich erst vor vier Jahren zu arbeiten begonnen haben”, sagte die Delegierte, die ebenfalls der “Task Force” der CCEE angehört. “All das hat das Potenzial für nachhaltige Veränderungen.”