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Karl Schlögel hält Wehrpflicht für notwendig

Der Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels, Karl Schlögel, spricht sich für die Wiedereinführung der Wehrpflicht aus. „Es ist an der Zeit dazu“, sagte er am Freitag während der Buchmesse in Frankfurt. Deutschland befinde sich nicht in einer militaristisch aufgeheizten Situation, wie einige Kritiker einer Wehrpflicht anführten. Für ihn gehe es um die Legitimität von Selbstverteidigung. Er selbst habe zwar den Kriegsdienst verweigert, aber nie infrage gestellt, dass sich ein Land verteidigen können müsse, sagte der 77-jährige Historiker. Seit der Annexion der Krim durch Russland 2014 sei der Krieg zurück in Europa. Dieser Realität müsse sich das Land stellen.

Jede Initiative, die einen Weg zum Frieden ebnet, sei willkommen, sagte der Osteuropa-Experte. Leider gebe es kein Rezept für Frieden, dass sich aus der Historie ablesen ließe. „Geschichte wiederholt sich nicht“, betonte Schlögel. Jede Situation sei anders.

Deutschland solle der Ukraine alles an Waffen liefern, was ihr helfe, auch die Angriffsbasen der Russen außer Kraft zu setzen, sagte Schlögel. Innenpolitisch werde das nach seiner Einschätzung allerdings zu heftigen Auseinandersetzungen führen.

Den russischen Präsidenten Waldimir Putin bezeichnete er als einen „Meister der Eskalation“. Das Treffen mit dem US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump im August in Anchorage sei ein Erfolg für Putin gewesen. Es habe ihn als Gesprächspartner zurück auf die internationale Bühne gebracht. Seine Antwort auf die Einladung zu Verhandlungen sei das besonders heftige Bombardement der Ukraine in der darauffolgenden Nacht gewesen. Er sei gespannt, was ein mögliches Treffen von Trump und Putin in Budapest bringen werde.

Der Experte für osteuropäische Geschichte erhält an diesem Sonntag in der Frankfurter Paulskirche den mit 25.000 Euro dotierten Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.