Kardinal zu sein ist zwar allemal eine hohe Kirchenehre. Aber auch hier gilt: Kardinal ist nicht gleich Kardinal. Es gibt drei Schatten von Purpur.
Kardinäle sind in drei Klassen eingeteilt: Kardinaldiakone, Kardinalpriester und Kardinalbischöfe. Die Ordnung ist historisch bedingt und orientiert sich an den drei Weihegraden der katholischen Kirche – Diakon, Priester und Bischof.
Den Kardinalbischöfen sind sechs Bistümer zugeordnet, die zur Kirchenprovinz Rom gehören. Tatsächlich liegt die Leitung dieser Bistümer (mit Ausnahme Ostias) aber jeweils bei einem eigenen Bischof; die Kardinalbischöfe haben demnach mehr eine symbolische, historische Rolle. Zu ihrer Klasse gehören auch Oberhäupter katholischer Ostkirchen, sofern sie vom Papst ins Kardinalskollegium berufen werden. 13 der derzeit 252 Kardinäle sind Kardinalbischöfe.
Der weitaus größten Klasse der Kardinalpriester gehören derzeit alle sechs deutschen Kardinäle an: Friedrich Wetter, Walter Kasper, Reinhard Marx, Rainer Maria Woelki, Walter Brandmüller und Gerhard Ludwig Müller. In diese Gruppe wird aufgenommen, wer zur Zeit der Kardinalserhebung Ortsbischof ist, aber auch Träger hoher vatikanischer Ämter. Jedem Kardinalpriester ist eine Titelkirche in Rom zugewiesen, was die Verbindung mit dem Papst als Bischof von Rom unterstreicht.
Derzeit gibt es knapp drei Dutzend Kardinaldiakone. Mitglieder dieser Klasse werden normale Kleriker oder Bischöfe ohne eigenes Bistum, insbesondere Kurienmitarbeiter. Sie erhalten eine Titeldiakonie in Rom. Ein Wechsel der Kardinalsklassen ist durch päpstliche Ernennung möglich.
Beim Amtsantritt eines Papstes sind mit den Kardinalsklassen verschiedene zeremonielle Aufgaben verbunden. Der dienstälteste Kardinaldiakon (derzeit der Franzose Dominique Mamberti), verkündet den Namen des Gewählten und legt ihm vor der Antrittsmesse die Papst-Stola um. Der erste der konklaveberechtigten Kardinalpriester (derzeit der emeritierte bosnische Erzbischof Vinko Puljic) spricht ein Gebet, bevor der Kardinaldekan (Giovanni Battista Re) dem neuen Papst den Fischerring ansteckt.