Dass Krieg schon im Denken und Sprechen anfängt, ist für Papst Leo XIV. eine zentrale Erkenntnis. Nun hat ein prominenter Kirchenmann in Nahost sie aufgegriffen und wirbt für eine neue Sprache zwischen den Feinden dort.
Eine neue Sprache und ein neues Führungspersonal im Nahen Osten hat der Jerusalemer Kardinal Pierbattista Pizzaballa gefordert. Der aus Italien stammende Kirchenmann äußerte sich am Mittwochabend bei einer Preisverleihung in Rom. Dort nahm er stellvertretend für den katholischen Pfarrer in Gaza, Gabriel Romanelli, einen Friedenspreis entgegen, wie die Tageszeitung “Avvenire” berichtet.
Pizzaballa führte aus, die Erfahrung in Nahost lehre, dass man den Begriff Frieden nicht voreilig verwenden solle. Die kommende Generation könne nur dann in einer Welt ohne Gewalt leben, wenn sie sich selbst darum bemühe. Dies fange mit einer neuen Art des Sprechens an.
“Zu lange hat man den Extremisten Raum gegeben, die eine Sprache der Verachtung und der Ausgrenzung benutzten”, so der Kardinal, der als Lateinischer Patriarch von Jerusalem der ranghöchste katholische Kirchenrepräsentant im Heiligen Land ist. Nun brauche es ein neues Führungspersonal und Taten, die der Bevölkerung wieder ein Minimum an Vertrauen zurückgeben, betonte er. Obwohl man nach dem Waffenstillstand nicht von Schwarz auf Weiß umschalten könne und der Friedensprozess noch problematisch und zerbrechlich sei, müsse er vorangebracht werden.
Pizzaballa nahm in Rom den mit 68.500 Euro dotierten Preis “Premio Internazionale Achille Silvestrini” an. Er ist nach Kardinal Silvestrini (1923-2019) benannt. Der einflussreiche italienische Vatikan-Diplomat war einer der Vordenker der päpstlichen Friedenspolitik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.