Erstmals seit Amtsbeginn von Papst Leo XIV. hat sich Kardinalstaatssekretär Parolin in einem Interview zum neuen Papst und zu internationalen Fragen geäußert. Ein zentrales Thema ist die Lage im Gazastreifen.
Knapp drei Wochen nach der Papstwahl hat sich Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin erstmals in einem langen Interview zu Wort gemeldet. Bei der Wahl war er selbst zunächst als einer der Favoriten gehandelt worden.
In dem am Dienstag veröffentlichten Gespräch mit dem Portal Vatican News sagte er zum Krieg zwischen der Hamas und Israel: “Was in Gaza geschieht, ist inakzeptabel. Das humanitäre Völkerrecht muss zu jeder Zeit und für alle gelten. Wir fordern, dass die Bombardierungen eingestellt werden und die notwendige Hilfe für die Bevölkerung ankommt: Ich glaube, die internationale Gemeinschaft muss alles tun, um dieser Tragödie ein Ende zu setzen.”
Gleichzeitig wiederholte er “nachdrücklich” die Forderung des Vatikans “an die Hamas, alle Geiseln, die sie noch immer gefangen hält, unverzüglich freizulassen und die Leichen derjenigen zurückzugeben, die nach dem barbarischen Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 getötet wurden”.
Mit Blick auf die Erschießung von zwei Mitarbeitern der israelischen Botschaft in Washington sagte Parolin: “Wir müssen wachsam sein und dafür sorgen, dass das Krebsgeschwür des Antisemitismus, das nie endgültig besiegt wurde, nicht wieder ausbricht.”
Parolin äußerte sich auch zu der Debatte um eine mögliche Vermittlerrolle des Vatikans im russisch-ukrainischen Krieg. Er stellte klar: “Papst Leo hat die volle Bereitschaft des Heiligen Stuhls bekundet, mögliche Verhandlungen aufzunehmen, und einen neutralen, geschützten Ort angeboten. Es handelte sich also nicht um eine Mediation, denn eine Vermittlung muss von den Parteien beantragt werden. In diesem Fall gab es lediglich das öffentliche Angebot, ein mögliches Treffen auszurichten.”
Weiter betonte er: “Der Papst und der gesamte Heilige Stuhl setzen sich für die Schaffung von Frieden ein und unterstützen jede Initiative für Dialog und Verhandlung.” Ausdrücklich widersprach Parolin der Deutung, dass der Vatikan unter Leo XIV. eine aktivere Rolle als “Protagonisten” in der internationalen Politik einnehmen wolle. Dazu sagte er: “Anstatt von ‘Protagonismus’ zu sprechen, würde ich es daher vorziehen, diplomatische Initiativen in den Kontext des Dienstes am Frieden und an der Brüderlichkeit zu stellen.”