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Kardinal Kasper: Frauendiakonat wäre sinnvoll

Der in Rom lebende deutsche Kardinal Walter Kasper zeigt sich offen für Reformen. In seiner am 10. Juni erscheinenden Autobiografie wirbt er für eine Öffnung des Diakonats für Frauen.

Der deutsche Kardinal Walter Kasper wirbt für ein Frauendiakonat in der katholischen Kirche – und hält weitere Reformen für nötig. “Die Öffnung des Ständigen Diakonats für Frauen hat nach meiner persönlichen Meinung gute theologische Argumente für sich und wäre pastoral ein sinnvoller Schritt”, schreibt der 92-Jährige in seiner Autobiografie.

“Frauen und Männer haben vor Gott die gleiche Würde und müssen darum mit ihren eigenen Charismen anerkannt werden”, so Kasper. In dieser Hinsicht sei in den vergangenen Jahrzehnten einiges in Bewegung gekommen; aber noch bleibe Vieles zu tun. Das Buch “Der Wahrheit auf der Spur” erscheint am 10. Juni im Herder-Verlag.

Initiativen reformorientierter Katholiken, mehrere katholische Frauenverbände und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) fordern seit Jahren eine Öffnung aller Dienste und Ämter in der katholischen Kirche für Frauen. Bisher sind die durch Weihe übertragenen Ämter des Diakons, Priesters und Bischofs Männern vorbehalten. Diakone dürfen taufen, verheiraten, beerdigen und predigen, nicht aber die Messfeier leiten. Das dürfen nur Priester.

Die Stellung der Frauen in der katholischen Kirche sei inzwischen “zu einem Megathema geworden”, unterstreicht der in Rom lebende Kardinal und frühere Bischof von Rottenburg-Stuttgart. Es gebe “in der Kirche viele Ämter mit Leitungsverantwortung, die keine sakramentale Bevollmächtigung voraussetzen, mit denen auch Frauen beauftragt werden können”, so Kasper.

Der Kardinal betonte zudem, in der Kirche sei eine neue, “geschwisterlichere” Kultur im Verhältnis von Amtsträgern und katholischen Laien nötig. “Wir brauchen auch in Zukunft gute Bischöfe und Priester, aber in einer synodalen Kirche ist die Zeit des Klerikalismus und eigenmächtiger Entscheidungen von Bischöfen vorbei”, schreibt Kasper. “Die Laien wollen und sollen gehört werden und sie dürfen von den Bischöfen und Priestern auch Rechenschaft erwarten.”

Kasper rechnet zudem mit einer kleiner werdenden Kirche. In einer weniger religiösen Umwelt werde man “vielleicht bald eine Diasporakirche sein” und “zur Situation der Urkirche zurückkehren”. Angst mache ihm das nicht. Kasper betonte: “Die Urkirche war kein heiliger Rest, von dem heute manche träumen, sie war ein heiliger Anfang, aus dem unsere Kirche wie ein kleines Senfkorn zu einem großen, bis in die letzten Winkel der Erde Schatten spendenden Baum geworden ist.”

Neue, zukunftsträchtige Entwicklungen gingen oft von kleinen, aber entschiedenen Gruppen aus. “Das könnte, wie viele aufmerksame Beobachter voraussagen, auch so gehen, dass die jungen, oft kleinen, aber lebendigen Kirchen der südlichen Hemisphäre neuen Schwung in die Kirche bringen und uns Europäer bald alt aussehen lassen”, schreibt Kasper. “Ohne Umkehr, Gebet und Buße haben alle noch so gut gemeinten Reformen keine Zukunft.”