Im siebten Teil der Saurier-Filmreihe sind die Urzeitechsen fast ausgestorben. Nur auf einer Atlantikinsel haben sie ein letztes Refugium gefunden, das sie auf kreative Art für sich zu nutzen wissen.
Der T-Rex schläft. Tief im Dschungel hat sich der Raubsaurier ein ruhiges Plätzchen am Fluss gesucht. Dort fläzt er genussvoll auf dem Waldboden und wirkt so harmlos wie selten. Allerdings nur, bis sich in seiner unmittelbaren Nähe ein Schlauchboot von selbst aufbläst, mit dem vier Menschen flussabwärts fahren wollen. Ruckzuck hat der Jäger die Verfolgung der unverhofften Beute aufgenommen und eilt ihr durchs Wasser hinterher.
Einmal mehr hallt das Gebrüll des Tyrannosaurus Rex durch den inzwischen siebten Film der Dino-Reihe, die den prähistorischen Fleischfresser zu ihrem geheimen Helden gemacht hat – in seiner Gier auf Menschenfutter unverbesserlich, aber in seiner zähnefletschenden Art so vertraut, dass man es fast als verschmitztes Lächeln auffassen muss.
In “Jurassic World: Die Wiedergeburt” ist der Auftritt des T-Rex tatsächlich reiner Fanservice, denn auf der Insel Saint-Hubert herrschen andere Spezies. Das auf Höhe des Äquators gelegene Eiland beherbergte Labore für Saurier-Kreuzungen. Doch als nach einem Unfall die Menschen flohen, machten sich auf der Insel Mutationen breit, etwa Wesen mit den Fähigkeiten von Flugsauriern und denen der flinken Velociraptoren. Daneben finden sich auf der Insel aber auch die größten aller bekannten Saurier.
Für sie alle ist Saint-Hubert weniger Wahlheimat als letzte Zufluchtsstätte. “Jurassic World: Die Wiedergeburt” beginnt damit, dass die Dinos von der klimatischen Realität eingeholt worden sind. Am Ende waren die Bedingungen so anders als zu Urzeiten, dass die Saurier, die sich zwei Filme zuvor in “Jurassic World: Das gefallene Königreich” über die ganze Erde verbreiteten, inzwischen mehrheitlich zugrunde gegangen sind. Leben können sie nur noch an Orten mit tropischem Klima wie Saint-Hubert; für Menschen sind dies folgerichtig die neuen No-Go-Zonen.
Zugleich erfährt man vom Sturzflug des Interesses an den Urzeitechsen, weshalb selbst naturkundliche Museen ihre prähistorische Abteilung schließen müssen. Das ist ein seltsam defätistischer Einfall für den siebten Vertreter einer Filmreihe, die ohne den festen Glauben an den ungebrochenen Dinosaurier-Reiz keinen Sinn mehr hätte. Doch von Drehbuchautor David Koepp ist das wohl als Impuls gedacht, die Dinos nicht länger als selbstverständlich hinzunehmen.
Die Handlung kommt in Gang, weil die Tiere bei zwei Menschenarten doch noch für glänzende Augen sorgen: bei Geschäftemachern wie dem Pharma-Abgesandten Martin Krebs (Rupert Friend) und bei Träumern wie dem Paläontologen Henry Loomis (Jonathan Bailey).
Die beiden finden durch die Vermutung zusammen, dass die Dinosaurier die genetischen Bausteine für Medikamente gegen Herzkrankheiten tragen könnten; in der Logik des Films sind die besten Kandidaten für die Entnahme von Gewebeproben die Riesensaurier aus Land, Wasser und Luft. Um ihnen nahezukommen und dabei selbst zu überleben, müssen der Finanzier und der Dino-Fan um ein kampferprobtes Team ergänzt werden. Dessen Führung übernimmt mit Zora Bennett (Scarlett Johansson) eine Frau, die als eine Art Söldnerin eingeführt wird.
Die Aufgabe ist so klar wie lange nicht mehr in der Filmreihe: drei Saurierarten nacheinander aufspüren und ihnen Blut abzapfen. Der Film ist damit deutlich einfacher angelegt als die vorherige “Jurassic World”-Trilogie. Diese beschritt komplizierte Wege, um die Dinosaurier von den ewigen Inseln weg an ungewöhnliche Schauplätze zu bringen, wobei zwischen den Action-Höhepunkten klaffende Handlungslücken in Kauf genommen wurden.
Doch immerhin hatten diese Filme Ideen. “Jurassic World: Die Wiedergeburt” hingegen kann nicht lange verbergen, wie dünn die Handlung und wie blass die Figuren ausgefallen sind.
An den aufregend-abenteuerlichen Geist der ersten “Jurassic Park”-Filme von Steven Spielberg, zu denen David Koepp in den 1990er-Jahren die Drehbücher verfasste, reicht “Jurassic World: Die Wiedergeburt” nur oberflächlich heran. Zwar besitzt der Film nicht die harten Horror-Momente, wie sie vor allem “Jurassic World: Das gefallene Königreich” aufwies; er hält die Zahl der menschlichen Opfer gering und lässt viele Saurier-Attacken glimpflich ausgehen. Im fruchtlosen Geschnappe und Gestochere lösen die Begegnungen mit den Dinosauriern auf Dauer aber ein Gefühl der Redundanz aus.
Dabei sind es die jederzeit real wirkenden Echsen, die auf der Leinwand noch am ehesten für Staunen sorgen. Die im Laufe der letzten 30 Jahre immer weiter verfeinerten Effekte verfehlen auch diesmal nicht ihre Wirkung, egal ob bei einer Verfolgungsjagd mit den vorzeitlichen Riesen oder beim puren Auskosten ihres imposanten Anblicks. An Ehrfurcht vor den Dinosauriern fehlt es Gareth Edwards, der als Regisseur auch schon “Godzilla” wiederbelebt hat, offenkundig nicht. Doch auch im Überwältigungskino sind Bewunderungsgesten allein zu wenig. In diesem Film steht nicht allein der T-Rex da wie bestellt und nicht abgeholt.