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Junge Einsamkeit birgt Gefahr für Demokratie – Allianz soll helfen

Fast die Hälfte der jungen Menschen fühlt sich laut einer Befragung einsam – das hat auch Folgen für gesellschaftliches Engagement. Ministerin Prien will dem Thema mit einer neuen Allianz begegnen.

Wer sich als junger Mensch einsam fühlt, ist einer Befragung zufolge unzufriedener mit der Demokratie. Außerdem halten es einsame junge Menschen demnach kaum für lohnenswert, sich für die Gesellschaft zu engagieren. Einsamkeit sei daher nicht nur ein individuelles und soziales Problem, sondern auch eine Gefahr für die Demokratie, so die Bertelsmann-Stiftung, die hinter der Befragung steht. “Wenn wir junge Menschen nicht verlieren wollen, brauchen wir wirksame, niedrigschwellige Formen politischer Beteiligung – analog wie digital”, sagte die für die Studie zuständige Expertin Nicole Kleeb.

Der Umfrage zufolge interessieren sich die jungen Menschen, die sich einsam fühlen, nicht grundsätzlich weniger für Politik als andere. Sie fühlten sich von der Politik aber noch mehr übersehen. Beispielsweise stimmten sie häufiger der Aussage zu, dass Politikerinnen und Politiker die Sorgen der jungen Generation nicht ernst nehmen. Von den stark einsamen jungen Menschen gaben 60 Prozent an, dass sie selbst politisch oder gesellschaftlich keine Veränderungen bewirken könnten. Von denjenigen, die sich nicht einsam fühlen, zweifeln deutlich weniger – 42 Prozent – an der Wirksamkeit ihres eigenen Handelns.

Auf die Folgen von Einsamkeit für den einzelnen Menschen und die Gesellschaft wies am Montag in Berlin Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) hin. Sie kündigte an, die sogenannte Einsamkeitsstrategie der Regierung weiterzuentwickeln. “Ich will eine Allianz schmieden, die gemeinsam hilft, gesellschaftliches Miteinander in unserem Land stärker zu machen”, sagte Prien beim Auftakt einer bundesweiten Aktionswoche zum Thema Einsamkeit. Gesellschaftliches Miteinander sei das beste Mittel gegen Einsamkeit.

Es gehe nicht zuletzt darum, Forschung auszubauen und mehr Daten zu erheben – insbesondere, wenn es um Kinder und Jugendliche gehe, erklärte die Ministerin. Neue Entwicklungen müssten mit passenden Partnern angepackt werden – etwa die Bekämpfung von Einsamkeit in Unternehmen und im Homeoffice. Es gelte auch zu fragen, was junge Menschen für ältere tun könnten, und umgekehrt. Zudem müssten Bund, Länder und Kommunen sich besser austauschen.

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen laut Bertelsmann-Stiftung auch, dass das Gefühl von Anerkennung und sozialer Zugehörigkeit für junge Menschen eine wichtige Motivation sein kann, sich einzubringen. Sie erhofften sich, durch Engagement gesehen und wertgeschätzt zu werden. Politische Teilhabe könne folglich präventiv gegen Einsamkeit wirken.

Für die Umfrage “Jung, einsam – und engagiert?” hat das Meinungsforschungsinstitut Verian 2.532 Personen aus Deutschland zwischen 16 und 30 Jahren befragt. Insgesamt gaben davon 10 Prozent an, sich stark einsam zu fühlen, 35 Prozent fühlen sich moderat einsam. Die Befragung erfolgte online im März 2024 – die Stichprobe wurde den Angaben zufolge gewichtet.