Das Jüdische Museum Franken sucht nach dem Ölgemälde „Die kleine Dame“ des Künstlers Herrmann Kaulbach (1846 -1909). Das Werk ist eines von rund 100.000 Werken, die während des Nationalsozialismus beschlagnahmt und versteigert wurden, sagte die Leiterin des Museums, Daniela Eisenstein, am Mittwoch bei der Vorstellung der neuen Ausstellung „Raub, Restitution und Mythen der Toleranz“ in Fürth. Das Bild zeigt das Kind Thea Irene Nathan, Tochter der Fürther Bankiers-Eheleute Rosy und Max Nathan. Die Familie wanderte 1939 über England in die USA aus.
Man werde für eine Suchaktion an alle bekannten Kunstgalerien Flyer schicken und eine Anzeige in einer überregionalen Tageszeitung aufgeben, kündigte Eisenstein an. Das Gemälde war zuletzt 1976 bei einer Auktion aufgetaucht, dann aber wieder mit einem unbekannten Käufer verschwunden. Eine Suchanzeige in der internationales „Lost Art“-Datenbank habe bisher kein Ergebnis gebracht. In der neuen Sonderausstellung in Fürth ist die Skizze des Bilds zu sehen, die Kaulbach seinem Modell 1907 geschenkt hatte.
Ein frühes Beispiel eines zurückgegebenen Kunstschatzes ist dagegen das reich verzierte vergoldete Tora-Schild, das einmal der in Auschwitz ermordeten Gunzenhausener jüdischen Familie Dottenheimer gehört hat. Lange Zeit glaubte die Stadt Fürth, sie sei Eigentümerin des Tora-Schilds. Doch Recherchen ergaben, dass es den Nachfahren des einzigen überlebenden Nachfahren der Familie übergeben werden sollte. „Das war 2001 einer der ersten Fälle, in dem ein Kunstwerk an eine private Person restituiert wurde“, sagte Eisenstein.
Das Museum zeigt die Ausstellung mit dem Übertitel „Shitstorm. Meinungsstreit im Museum“ zum 25-jährigen Bestehen der Einrichtung und erinnert damit an Debatten, die zurückliegende Ausstellungen in der Stadtgesellschaft und darüber hinaus ausgelöst haben. Aufreger war unter anderem 2007 eine Ausstellung, die die bisher beschriebene „besondere Fürther Toleranz“ gegenüber Juden kritisch beleuchtete. Zudem stellte das Museum erstmals die Rolle des Geschäftsmanns Gustav Schickedanz (Versandhaus Quelle) bei der sogenannten „Arisierung“ dar. (1989/18.06.2025)