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Jüdisches Museum plant Ausstellung zu Steinefund aus der Isar

Bis Herbst 2025 will das Jüdische Museum München erste Erkenntnisse zum Fund alter Steine aus der ehemaligen, 1938 zerstörten Hauptsynagoge vorlegen. Derzeit sichte eine eigens dafür eingestellte Historikerin die 600 Tonnen Steine, die bei Bauarbeiten am Großhesseloher Wehr im Sommer 2023 und im Januar 2025 aus der Isar geborgen worden waren, erklärte Interims-Direktorin Jutta Fleckenstein im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Bislang ist kaum erforscht, was nach der Zerstörung deutscher Synagogen im November 1938 mit den Steinen passiert ist“, so die Kuratorin. Die Erforschung des Münchner Funds könne auch für andere Orte Anstöße geben.

Der spektakulärste Fund war 2023 laut Fleckenstein ein großes Stück des Schmucksteins mit den Zehn Geboten, der in der 1887 fertiggestellten Hauptsynagoge die Ostwand über dem Toraschrein zierte. „Im Januar 2025 kamen weitere Bruchstücke hinzu. Anhand der klaren Formen konnten wir Säulenkapitelle durch den Abgleich mit historischem Bildmaterial eindeutig der Münchner Synagoge zuordnen“, so die Historikerin. Allerdings sei bislang noch unklar, wie viele Stücke des Aushubs – der derzeit witterungsgeschützt auf einem Steinfeld gelagert wird – zur Synagoge gehörten oder womöglich zu anderen Münchner Gebäuden.

Kooperationspartner bei der Erforschung sei das Landesamt für Denkmalpflege. Zudem sichte man Dokumente aus städtischen und staatlichen Archiven, die bislang noch nicht ausgewertet wurden. Auch das Archiv der Baufirma Leonhard Moll, die von den Nationalsozialisten 1938 mit dem Abriss der Synagoge beauftragt worden war, stehe für die Recherchen zur Verfügung. Alte Verträge zeigten, dass die Steine 1956 zusammen mit anderem Bauschutt für die Renovierung des Großhesseloher Wehrs an die Landeshauptstadt verkauft worden waren, erklärte Fleckenstein. Dass die Firma somit zweimal an der Hauptsynagoge verdient hatte, zeige, dass es in der Nachkriegszeit „kein Bewusstsein und keine Verantwortung mit der Vergangenheit“ gegeben habe: „Erinnerungskultur nahm ja erst ab den 1980er-Jahren als Graswurzelbewegung ihren Anfang.“

Schon jetzt hat der Isar-Fund die Erinnerung an die ehemalige Hauptsynagoge beflügelt: Viele jüdische Menschen mit München-Bezug hätten die Funde zur Kenntnis genommen und dem Museum aus aller Welt alte Dokumente oder Fotos geschickt und von ihren Erinnerungen berichtet. „Jetzt wollen wir das Puzzle zusammensetzen“, so die Interims-Direktorin. Am Ende soll eine Ausstellung über die Fundgeschichte der alten Münchner Hauptsynagoge stehen. (1847/05.06.2025)