Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf hat am Donnerstagabend die Josef-Neuberger-Medaille an den amtierenden Antisemitismusbeauftragten der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt, Wolfgang Rolshofen, verliehen. Bei dem Festakt in der Synagoge der drittgrößten Jüdischen Gemeinde in der Bundesrepublik betonte die stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin und Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne): „Antisemitismus ist kein Randproblem.“ Seine Bekämpfung müsse als ständige Aufgabe wahrgenommen werden. Auf allen Ebenen müsse dafür gesorgt werden, „dass jüdisches Leben wieder angstfrei möglich wird“.
Der Vorstandsvorsitzende der rund 7.500 Mitglieder zählenden Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Oded Horowitz, erklärte, der diesjährige Preisträger „übernimmt Verantwortung und ist ein gut vernetzter Brückenbauer.“ Rolshofen gehöre zu den Menschen, „die uns Mut machen“, sagte er. Horowitz bedauerte, dass viele Menschen in Deutschland den jüdischen Belangen hierzulande „mit Gleichgültigkeit oder auch mit Hass“ begegneten. „Viele Mitglieder unserer Gemeinde haben Angst“, sagte Horowitz.
Der Preisträger betonte in einer kurzen Dankesrede, er nehme die Ehrung auch stellvertretend für all diejenigen entgegen, die sich für ein jüdisches Leben in der Stadt Düsseldorf einsetzen. Die Auszeichnung sehe er auch als eine große Aufgabe für ihn.
Der frühere Bankdirektor Rolshoven war zum 1. Juli als städtischer Beauftragter zur Bekämpfung von Antisemitismus und zur Förderung jüdischen Lebens ernannt worden. Der 1945 geborene Jurist hat sich nach Angaben der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf bereits seit mehreren Jahrzehnten in unterschiedlichen Funktionen gegen Antisemitismus engagiert. Die Tätigkeit des Antisemitismusbeauftragten ist ehrenamtlich.
Josef Neuberger (1902-1977) war nach seiner Emigration in der NS-Zeit 1949 nach Deutschland zurückgekehrt und von 1966 bis 1972 Justizminister in NRW, nachdem er die Schrecken des Holocausts überlebt hatte. Die nach ihm benannte Medaille wird seit 1991 von der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf jedes Jahr an Persönlichkeiten und Institutionen vergeben, die sich um die Förderung jüdischen Lebens und die Erinnerung an nationalsozialistische Verbrechen verdient gemacht haben.
Zu den bisherigen Preisträgern gehören die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der ehemalige NRW-Ministerpräsident und spätere Bundespräsident Johannes Rau (SPD). 2023 wurde die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann ausgezeichnet, im vergangenen Jahr der frühere NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU).