Predigttext am 5. Sonntag nach Trinitatis: Matthäus 9,35–10, 1 (2–4) 5–10
Und Jesus zog umher in alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen. Und als er das Volk sah, jammerte es ihn; denn sie waren geängstet und zerstreut wie die Schafe, die keinen Hirten haben. Da sprach er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende. Und er rief seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Macht über die unreinen Geister, dass sie die austrieben und heilten alle Krankheiten und alle Gebrechen. Die Namen aber der zwölf Apostel sind diese: zuerst Simon, genannt Petrus, und Andreas, sein Bruder; Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und Johannes, sein Bruder; Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der Zöllner; Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus; Simon Kananäus und Judas Iskariot, der ihn verriet. Diese Zwölf sandte Jesus aus, gebot ihnen und sprach: Geht nicht den Weg zu den Heiden und zieht nicht in eine Stadt der Samariter, sondern geht hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel. Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. Macht Kranke gesund, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus. Umsonst habt ihr’s empfangen, umsonst gebt es auch. Ihr sollt weder Gold noch Silber noch Kupfer in euren Gürteln haben, auch keine Tasche für den Weg, auch nicht zwei Hemden, keine Schuhe, auch keinen Stecken. Denn ein Arbeiter ist seiner Speise wert.
Von Clemens Bloedhorn Die Spargelernte war sehr groß im Jahr 2018, in jenem Sommer, der schließlich als Dürresommer in die Geschichte eingehen sollte. Die anhaltende Wärme war aber für die Spargelbauern ein guter Start in die Saison. Doch dann kamen auch die späten Sorten der Pflanze sehr früh und so viel konnte auf einmal gar nicht eingefahren werden. Es fehlte nicht nur an Erntehelfern, es fehlte schließlich auch ganz einfach an Kisten, um das Edelgemüse zu transportieren. Die Bauern ließen die Pflanze auf einigen Feldern schon einen Monat vor dem üblichen Ende der Spargelzeit hochwachsen. Die Ernte war sehr groß.Situationen ähneln sich. Als Jesus das Volk sah, jammerte es ihn. So heißt es in der Luther-Übersetzung. Das griechische Wort für „jammern“ bezieht auf das Substantiv für unser Wort Eingeweide (griechisch: „splanchnon“). Man könnte also auch sagen: Es ging Jesus an die Nieren. Diese Redewendung ist schon älter. Als sie entstand, galt die Niere als Sitz der Lebenskraft und der Gemütsbewegung. Was Jesus spürte, berührte ihn also zutiefst. Jesus erkannte Bedürfnisse. Er sah hinter die Fassade, nahm die eigentliche Bedeutung der Worte wahr, jenseits üblicher Floskeln.
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