Artikel teilen:

Israel und Hamas wollen in Kairo verhandeln – Geiseln bald frei?

Der Friedensplan für Gaza kommt voran. Israels Ministerpräsident Netanjahu hält eine Übergabe der Geiseln durch die Hamas in den nächsten Tagen für möglich. Nach genau zwei Jahren könnte der furchtbare Krieg nun enden.

Ein Ende des Gaza-Kriegs rückt offenbar näher. Für Montag sind laut Medienberichten Gespräche über den Friedensplan von US-Präsident Trump mit Vermittlern in Kairo geplant. Das ägyptische Außenministerium teilte mit, Vertreter Israels und der Hamas zu empfangen, um unter anderem über den Austausch der israelischen Geiseln im Gazastreifen und palästinensischer Gefangener zu verhandeln.

Trump schrieb auf seiner Plattform Truth Social, dass Israel einer ersten Rückzugslinie in Gaza zugestimmt habe. Wenn die palästinensische Terrororganisation Hamas den Waffenstillstand bestätige, werde dieser “SOFORT in Kraft treten, die Geiseln und der Gefangenenaustausch werden beginnen, und wir werden die Bedingungen für die nächste Phase des Rückzugs schaffen, die uns dem Ende dieser 3.000-jährigen Katastrophe nahe bringen wird”, so Trump wörtlich.

Laut einer beigefügten Karte wäre die Armee danach weiterhin in Rafah und Khan Younis im südlichen Gazastreifen und in großen Teilen des Nordens präsent, zusammen mit ihrer Pufferzone in anderen Teilen des Territoriums. Medienberichten zufolge hat Israels Militär seine Angriffe auf die Hamas am Samstag weitgehend eingestellt und beschränkt sich seitdem auf die Verteidigung. Demnach waren aus dem Kampfgebiet aber weiter Explosionen zu hören.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zeigte sich zuversichtlich, dass Israel die Rückkehr aller in Gaza festgehaltenen Geiseln “in den kommenden Tagen” erleben werde. Er habe Israels Verhandlungsteam angewiesen, nach Kairo zu reisen, um die “technischen Details” der Geiselbefreiung festzulegen. Israel stehe “am Rande einer sehr großen Errungenschaft”, erklärte er in einer Videobotschaft.

In der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv demonstrierten am Samstagabend Zehntausende für einen sofortigen Waffenstillstand und die Befreiung der Geiseln. “Jetzt oder nie”, stand auf einem riesigen Plakat über der Menge.

Der deutsche Außenminister Johann Wadephul (CDU) wertete Trumps Friedensplan unterdessen als “einzigartige Chance”. Vor einer Reise nach Katar und Kuwait rief er die Partner in der EU und der Golfregion zur Unterstützung der Friedensbemühungen auf. Katar zählt wie Ägypten zu den Vermittlerstaaten. “Die Signale der letzten Tage geben mir Zuversicht, dass Israels Regierung und die Hamas bereit sind, die dazu notwendigen Schritte zu gehen”, erklärte der CDU-Politiker. Dazu sei weiter die Mithilfe aller nötig, die Einfluss geltend machen könnten.

Am Freitagabend hatte die Hamas erklärt, sie sei bereit, alle Geiseln freizulassen und über weitere Forderungen aus Trumps 20-Punkte-Friedensplan zu verhandeln. Auf die darin geforderte Entwaffnung ging sie bisher nicht ein, stimmte aber zu, dass der Gazastreifen nach Kriegsende von einer Übergangsregierung palästinensischer unpolitischer Technokraten regiert werden soll. Die Terrororganisation pocht in ihrer Erklärung auf die “Grundrechte des palästinensischen Volkes”. An der Zukunft des Gazastreifens müsse sie beteiligt sein.

Trumps Plan sieht vor, dass alle 48 Geiseln – lebende und tote – binnen 72 Stunden zurückgeführt werden. Israel soll danach 250 zu lebenslanger Haft verurteilte Palästinenser freilassen sowie rund 1.700 Palästinenser, die nach dem Terrorüberfall der Hamas vom 7. Oktober 2023 inhaftiert wurden. Im nächsten Schritt soll die Hamas sich entwaffnen und die israelische Armee aus dem Gazastreifen abziehen. Hamas-Mitglieder sollen freien Abzug erhalten und in Länder ihrer Wahl ausreisen dürfen.

Der Gaza-Krieg hatte vor fast genau zwei Jahren mit dem Terrorüberfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 begonnen. Dabei wurden nach offiziellen israelischen Angaben mehr als 800 Zivilisten und rund 370 Soldaten getötet. Rund 250 Geiseln wurden in den Gazastreifen verschleppt. Laut Schätzungen sind seitdem über 65.000 Palästinenser, überwiegend Zivilisten, getötet worden und mehr als 450 israelische Soldaten ums Leben gekommen. Der Gazastreifen ist durch die israelischen Angriffe weitgehend zerstört.