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Im Schatten des Vulkans Sinabung

Die protestantische Karo-Batak-Kirche in Indonesien feierte ihr 125-jähriges Bestehen. Die Kirche im Hochland von Nordsumatra ist fest in der Tradition der karonesischen Bevölkerung verwurzelt, hat aber auch mit Problemen zu kämpfen

Mitten im festlichen Jubiläumsgottesdienst entsteht plötzlich eine spürbare Unruhe. Der Vulkan Sinabung ist auf den Monitoren zu sehen. Er hat gerade eine große Aschewolke ausgestoßen. Im Stadion von Kabanjahe/Nordsumatra ist er gut zu sehen.

Dennoch geht der fröhliche Festgottesdienst weiter. 20 000 Menschen feiern an diesem Morgen das 125-jährige Bestehen der Gereja Batak-Karo Protestan (GBKP), wie sie in Indonesisch heißt. Karonesische Musik und das farbenfrohe Rot der traditionellen Festtagskleidung sind ein sichtbares Beispiel dafür, dass sich diese Kirche fest in der Kultur der im Karo-Hochland lebenden Bevölkerung verankert weiß.
Insgesamt zählt die GBKP derzeit 304 000 Mitglieder. Sie teilen sich auf 516 Gemeinden und mehr als 800 Predigtstätten auf und werden von 435 Pfarrerinnen und Pfarrern betreut. Wenige Tage später sitzen wir in der GBKP-Kirche in Perbaji, einem Dorf direkt unterhalb des Sinabung. „18 von unseren 26 Gemeinden mussten 2013 bei dem schweren Vulkanausbruch evakuiert werden“, berichtet Superintendent Gurusinga: „Auch dieses Dorf. Aber jetzt sind die Leute wieder zurückgekehrt.“ Eine Presbyterin schildert die aktuelle Lage im Dorf: „Wir können unsere Felder nicht mehr bewirtschaften, weil der Vulkan ständig neue Aschewolken ausstößt, die die Felder unbrauchbar macht. Früher konnten wir von der Landwirtschaft leben. Heute haben wir kein Einkommen mehr. Wie sollen wir das Schulgeld bezahlen? Und wovon die Studiengebühren unserer Kinder, die in Medan studieren?“ Dann bricht sie in Tränen aus.
Auch der neugewählte Moderator der GBKP, Pfarrer Agustinus Purba, ist mit uns nach Perbaji gekommen. Mit 150 Freiwilligen, die zunächst geschult werden mussten, hat er in den letzten beiden Jahren dafür gesorgt, dass die Menschen, die ihre Dörfer verlassen mussten, mit dem Lebensnotwendigen versorgt werden konnten. Es waren mehrere Tausende, die in Kirchen oder auch im Tagungszentrum der GBKP in Kabanjahe oft für Monate dicht gedrängt nebeneinander leben mussten.
Auch jetzt ist Agustinus Purba mit Superintendent Gurusinga in den Dörfern um den Sinabung unterwegs, bringt Hilfsmaterial oder wie an diesem Morgen feste Planen für ein Fischzuchtprojekt im Dorf Mardinging. „Die Leute hier benötigen eine neue Einkommensquelle. Wir versuchen daher, in diesem Dorf ein Fischzuchtprojekt aufzubauen.“ Dann zeigt er uns zwei Stellen im Dorf, wo Männer und Frauen gerade dabei sind, stabile Bassins zu errichten, um bald mit der Fischzucht beginnen zu können. Nachdem die Plastikplane ausgelegt ist, spricht Moderator Purba ein Gebet und dann muss er schon weiter.
Vor wenigen Tagen schreibt er, dass erneut 2555 Menschen evakuiert werden mussten. Der Sinabung ist wieder ausgebrochen und die Lage ist dramatisch. Fast 500 Menschen sind jetzt bei der GBKP untergebracht. „Bitte betet für uns und die Menschen, die vom Vulkan betroffen sind“, schreibt Moderator Purba. Mit ihrer diakonischen Katastrophenhilfe hat die GBKP Maßstäbe gesetzt und sich großes Vertrauen erworben, nicht nur bei staatlichen Stellen, sondern auch unter der muslimischen Bevölkerung. Dazu benötigt die GBKP aber auch weiterhin die Unterstützung durch ihre Partner in Deutschland, insbesondere die Kirchenkreise Herford und Lübbecke sowie die Vereinte Evangelische Mission.

Christian Hohmann ist Regionalpfarrer des Amtes für MÖWe und besuchte im April mit einer gemeinsamen Delegation der Kirchenkreise Herford und Lübbecke die GBKP in Nordsumatra aus Anlass ihres 125-jährigen Bestehens.