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“Falsches Signal”: Wildbad-Mitarbeiter kritisieren Kirchenleitung

Die Mitarbeitendenvertretung (MAV) des Wildbads Rothenburg hat auf die von der Landeskirche beschlossene Schließung der Tagungsstätte und den geplanten Verkauf der Immobilie mit scharfer Kritik reagiert. Die Entscheidung der Kirchenleitung habe bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern „Trauer, Wut, Empörung und absolutes Unverständnis ausgelöst“, heißt es in einer von der MAV am Montag verbreiteten Stellungnahme. Die Gründe für die Schließungspläne seien den Beschäftigten außerdem „bisher nicht transparent und nachvollziehbar kommuniziert worden“, heißt es in der Stellungnahme weiter.

Die MAV verweist in ihrer Stellungnahme auf „ein äußerst erfolgreiches Jahr mit einem neuen Umsatzrekord“ und einer Auslastung von mehr als 60 Prozent. Das Wildbad sei als Tagungsstätte äußerst beliebt – und auch als Kulturort gefragt. Mehr als 90 Kulturveranstaltungen hätten stattgefunden, dazu 16 Haustagungen. Es sei das „völlig falsche Signal“, wenn sich die Kirche in Form des Wildbads Rothenburg „gerade in der schwierigen sozialen, finanziellen, ökonomischen und ökologischen Situation derzeit“, aus dem Leben der Menschen noch weiter zurückziehe. Mit der Schließung würde für viele ein wichtiger „Lebensbaustein“ wegbrechen.

Ebenfalls am Montag meldeten sich Vertreter der Evangelischen Erwachsenenbildung zu Wort – darunter auch der bekannte Rothenburger Tourismuspfarrer und Pilgerexperte Oliver Gußmann. Sie begrüßten ausdrücklich die unter anderem von der Rothenburger Dekanin Jutta Holzheuer angekündigte „Ideenwerkstatt“, in der man nach Wegen suchen will, das Wildbad zumindest als kirchennahes Haus zu erhalten. Das sei allerdings nicht einfach, sagte Holzheuer vergangene Woche, weil zuerst hohe Investitionen für einen wirtschaftlichen Betrieb nötig wären. Aktuell bezuschusst die Kirche das Haus jährlich mit hohen sechsstelligen Beträgen.

Vor rund einer Woche war bekannt geworden, dass die Landeskirche ihre Zuschüsse für kirchliche Tagungs- und Gästehäuser auf weniger Einrichtungen als bislang konzentrieren wird. Laut einem dreiseitigen Papier der bayerischen Kirchenleitung steht fest, dass das Wildbad „zeitnah geschlossen und verkauft“ werden soll. Eine Bestandsgarantie bis 2030 erhalten bislang nur fünf Tagungs- und Gästehäuser. Die Entscheidung fußt auf einer Gutachter-Analyse anhand eines Kriterienkatalogs. Die Entscheidung ist Teil eines Reformprozesses der bayerischen Landeskirche, die künftig mit weniger Geld auskommen muss. (00/3960/04.12.2023)