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Ich bin die Bratwurst

Viele Branchen haben so ihre eigene Ausdrucksweise. Juristen-Deutsch etwa ist nicht sehr beliebt. Das gleiche gilt für die sogenannte Behördensprache. Merkwürdig kommen auch bestimmte Formulierungen in der Gastronomie daher. Wer ein Restaurant besucht, sieht sich bald mit der Frage konfrontiert: „Und was bekommen Sie?“ Dabei bekommt man da noch gar nichts, sondern bestellt erst. Wird das fertige Gericht dann serviert, heißt es folgerichtig: „So, wer bekam das Schnitzel?“ Rätselhaft, warum ausgerechnet beim Essen das falsche Verb und die falsche Zeitform benutzt werden.
Wer nicht in der Gaststätte, sondern in der Pommesbude isst, erlebt noch eine Steigerung, nämlich das Imbissdeutsch. Da wird zum Beispiel gefragt: „Wer ist das Schaschlik?“ Oder man hört lautstark den Hinweis: „Hier kam noch zweimal ohne!“ Und die Auskunft mancher Kunden lautet dann auch entsprechend, etwa: „Ich bin die Bratwurst, er ist die Pommes.“

Der Kirche wird auch oft vorgeworfen, dass sie eine eigene, oftmals altmodische, Sprache benutzt. Das betrifft auch die Bibel, die deshalb immer wieder in modernen Versionen erscheint. Dabei war Luther seiner Zeit sprachlich voraus und hat dem Volk „auf’s Maul“ geschaut. Heute aber wirkt seine Übersetzung auf viele Menschen altbacken. Trotzdem klingen seine Formulierungen so vertraut, dass man eigentlich nicht darauf verzichten möchte.
Und wenn Jesus sagt: „Ich bin der Weinstock“, „Ich bin das Brot des Lebens“ oder „Ihr seid das Salz der Erde“, klingt es fast ein wenig nach Imbissdeutsch. Aber es stillt manchen Hunger deutlich besser als das leckerste Gericht.