Artikel teilen:

Hochschulpräsident wirbt für Vorkurse an Unis

Wer in der Schule gut in Mathe war, muss kein begeisterter Mathe-Student werden. Vielleicht passt eher ein Chemie-Studium? Der Hochschulpräsident sieht Unis auch als Orientierungshelfer.

Studierende sollten die Anforderungen ihres Fachs frühzeitig erkennen können: Deshalb hält Hochschulpräsident Ulrich Bartosch in vielen Fällen Vorkurse für sinnvoll. “Die Anfangsphase des Studiums sollten wir generell zu einer Orientierungsphase umbauen”, sagte er im Interview der “Welt am Sonntag”. Bevor man im Hörsaal sitze, habe kaum jemand eine Vorstellung davon, “wie so ein Studium im Bioingenieurswesen oder der Angewandten Linguistik ist”.

Manche Studiengänge böten entsprechende Kurse bereits an. Es gehe darum, “etwas zu finden, das einen packt”, betonte Bartosch. “Oft laufen Menschen mit mäßiger Abiturnote zur Hochform auf, wenn sie ihr Lieblingsfach gefunden haben.”

Daher möge er auch das Wort “Studienabbrecher” nicht, so der Präsident der Universität Passau. “Mir ist nicht klar, was daran so schlimm sein soll, ein Studium vorzeitig zu beenden, wenn man merkt, dass es nicht das richtige ist. Das ist doch besser, als sich da durchzuquälen.” Viele wechselten zudem in andere Studiengänge: “Für mich sind das entscheidungsfreudige Menschen, die ein gutes Gefühl für ihren Weg im Leben zu entwickeln.”

Hochschulen müssten dabei unterstützen und Brücken zwischen Schule und Studium bauen. “Schulen können nicht alle Fächer so vermitteln, dass der Anschluss mühelos klappt. Es kann nicht deren alleinige Aufgabe sein”, sagte der Pädagoge. Für die Schulen wünsche er sich vielmehr, dass fachübergreifende Teams gemeinsam den Lernweg der Kinder unterstützten. “Dafür sollten sie die größtmögliche Freiheit zugestanden bekommen.”

Nicht jede Lernlücke lasse sich mit neuen Lehrmethoden füllen, erklärte Bartosch: “Manche Kinder gehen mit derart großen Belastungen durchs Leben, dass sie sich nicht aufs Lernen einlassen können. Auch das könnte ein Grund sein, warum so viele Grundschüler nur schlecht lesen können.”