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Historisches Grab in der Stadtkirche von Jever vorerst geräumt

Die mutmaßliche Grabstätte der letzten Regentin im Jeverland, Fräulein Maria von Jever (1500 – 1575), ist geräumt. Ein Spezialistenteam im Auftrag des Staatlichen Baumanagements Region Nord-West habe innerhalb von vier Tagen Bruchstücke von vier kleineren Särgen und einem größeren Sarg sowie Knochen- und Stoffreste geborgen, teilte das niedersächsische Landesamt für Bau und Liegenschaften am Mittwoch mit.

Alle Funde seien sorgfältig verpackt worden, um sie für weiterführende Untersuchungen und zur konservatorischen Aufarbeitung an entsprechende Stellen zu übergeben. Schädel und Knochenfragmente sollten unter anderem daraufhin untersucht werden, ob sie sich bestimmten Personen zuordnen lassen, hieß es.

Die Gruft in der evangelischen Stadtkirche von Jever war im Juni erstmals nach 140 Jahren geöffnet worden. Ob dort wirklich die Gebeine der Maria von Jever ruhten, ist laut Experten weiter ungewiss. Seit der Öffnung sei die Anlage per Laser gescannt und vermessen worden. Durch die Räumung könne nun von innen die Bausubstanz der etwa 2,50 Meter mal 1,20 Meter großen und rund 1,60 Meter hohen Gruft genau beurteilt werden.

Das ist nötig, um das über der Grabanlage errichtete Denkmal für Marias Vater, des Häuptlings Edo-Wiemken (um 1454 – 1511), zu schützen. Es ist aufgrund von Bodensenkungen, Rissen und aufsteigender Feuchtigkeit so beschädigt, dass es saniert werden muss. Ziel sei eine dauerhafte Sicherung des einzigartigen Kulturdenkmals, sagte Projektleiter Ralf Dröge.

Das Edo-Wiemken-Denkmal aus den frühen 1560er Jahren ist unter anderem aus geschnitztem Eichenholz und Alabasterfiguren gefertigt und gilt als bedeutendes Werk des flämischen Manierismus. Nach dem Abschluss der Sanierung des Denkmals sollen die geborgenen Gebeine wieder in der Gruft beigesetzt werden.

Der Niedersächsische Landesfrauenrat widmete 2016 Maria von Jever einen von rund 50 „Frauenorten“ im Land. Gewürdigt wird damit ihr kluges und verantwortungsvolles Handeln in der Politik, im kulturellen Bereich, der Bildung und der Wirtschaft. Unter anderem erließ Maria von Jever eine neue Rechtsordnung und gliederte die damals neue evangelische Kirche in ihren Herrschaftsbereich ein.