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Historisches Brunnenhaus neu in Szene gesetzt

Im Garten von Schloss Bertholdsburg in Schleusingen hat die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten das Umfeld des 2023 restaurierten historischen Brunnenhauses wiederhergestellt. Die rund 300.000 Euro teure Baumaßnahme habe das Gebäude neu in Szene gesetzt und die Verbindung zum Schlossgarten wiederhergestellt, erklärte Stiftungsdirektorin Doris Fischer am Donnerstag vor Ort.

Das Brunnenhaus stammt laut Fischer aus dem 16. Jahrhundert und gilt als deutschlandweit einzigartiges Kleinod frühneuzeitlicher Residenzarchitektur. Über einer Quelle erhebt sich ein von Säulen getragener Pavillon, von dem einst der heute weitgehend verschwundene Renaissancegarten überblickt werden konnte. Solche als Belvedere gestalteten Parkelemente habe es häufiger gegeben – nördlich der Alpen jedoch habe nur das Brunnenhaus in Schleusingen überdauert.

Als mögliche Bauherrin gilt Elisabeth von Henneberg-Schleusingen (1548-1592). Die Adlige aus dem Herzogsgeschlecht der Württemberger verbrachte laut Fischer einen Teil ihrer Jugend in Stuttgart und brachte von dort das Wissen um Renaissancegärten im italienischen Stil mit nach Thüringen.

Gefördert wurde die Umfeldgestaltung ebenso wie die vorherige Sanierung des Brunnenhauses größtenteils durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz in Bonn. Deren Thüringer Ortskurator Lars Ludwig bezeichnete das Bauwerk als einen „echten Schatz“. Die Zuwendungen von bislang insgesamt rund 500.000 Euro für Brunnenhaus und Umfeld lohnten sich auch deshalb, weil überschaubare Projekte den Spendern der Denkmalstiftung in relativ kurzer Zeit vorzeigbare Ergebnisse lieferten. Das Brunnenhaus sei hier ein echtes Referenzobjekt.

Während der einjährigen Bauphase wurden unter anderem eine angrenzende Treppe zum Schloss verlegt und das Bodenniveau um 70 Zentimeter abgesenkt. So wirkt das Brunnenhaus künftig wieder in seinen ursprünglichen Proportionen. Auch das Brunnenbecken unter dem Pavillon mitsamt der Quelleinfassungen wurde instandgesetzt.

In den kommenden Monaten soll die derzeit noch abgedeckte Quelle laut Stiftung ein Geländer erhalten. Für eine ebenfalls fehlende Treppe zum bereits restaurierten Raum im ersten Stock des Bauwerks werden noch Spender gesucht.

Die hier entspringende Quelle steht in engem Zusammenhang mit der Gründungsgeschichte der heute rund 10.000 Einwohner zählenden Stadt im Landkreis Hildburghausen. Der Sage nach wurde eine Tochter der die Quellen behütenden Wassernixe verzaubert und von einem Prinzen erlöst. An der Stelle ihrer Rettung habe der Prinz die Stadt Schleusingen gegründet.

Die Bertholdsburg oberhalb des Brunnenhauses wurde im 16. Jahrhundert aus einer Befestigungsanlage heraus zu einem Residenzschloss umgebaut. Bereits kurz darauf starb mit Georg Ernst (1511-1583) das Geschlecht der Henneberger Grafen aus, weshalb die Anlage die Jahrhunderte weitgehend unverändert überdauerte. Heute gilt das Schloss als ältestes Residenzschloss in Thüringen.