Die Wissenschaftlerin Lyndal Roper kritisiert, dass ein männer-zentrierter Blick die Geschichtsschreibung beherrscht. Das sei eindimensional. Trotz aktueller Krisen bleibt die Luther-Biografin optimistisch.
Die in Oxford lehrende Historikerin Lyndal Roper wendet sich gegen Heldenerzählungen vom starken Mann in der Geschichte. “Die ganzen Heldennarrative sind viel zu vereinfachend und verengend”, sagte Roper der “Herder Korrespondenz” (Juni). Historische Beiträge und Perspektiven von Frauen müssten viel mehr beachtet werden. “Wo kommt all die Arbeit vor, die Frauen immer schon oft unbezahlt geleistet haben? Und wie würde sich unser heutiger Blick etwa auf die Wirtschaft verändern, wenn wir Frauen miteinbeziehen?”
Im Umgang mit aktuellen gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen ruft Roper zu Zuversicht auf, um Veränderungen aktiv zu gestalten. “Es ist leicht, alles negativ zu sehen. Wer aber allzu pessimistisch ist, der kann nicht mehr handeln. Insofern sollten wir uns den Optimismus bewahren, dass eine gute Zukunft möglich ist.” Eine Quelle für diesen Optimismus könne sein, sagte Roper, sich mit Veränderungsprozessen und Umbrüchen in der Geschichte zu beschäftigen.
Die Australierin Roper ist Frühneuzeit-Historikerin und lehrt in Oxford. Sie ist Expertin für Reformationsgeschichte und hat beispielsweise eine Biografie von Martin Luther geschrieben. Zuletzt veröffentlichte sie eine Studie zu den Bauernkriegen vor 500 Jahren.