Ökologische Nachhaltigkeit und die Sorge um die Überfischung der Meere sind Themen, die moderne Gesellschaften diskutieren. Aber sie stehen schon viel länger auf der Agenda, als man denken könnte.
Die Menschen hatten bereits im Mittelalter eine klare Vorstellung von ökologischer Nachhaltigkeit. Das stellt der Historiker Nikolas Jaspert in seinem am Donnerstag in Berlin erschienen Buch “Fischer, Perle, Walrosszahn. Das Meer im Mittelalter” fest. Die Menschen damals hatten nach seinen Erkenntnissen eine sensiblere Vorstellung als moderne Gesellschaften, was die Fragilität der erneuerbaren Ressource Fisch anging.
Sie hätten gewusst, dass Überfischung zu einer Minderung der Artenvielfalt oder zum Verlust einzelner Spezies führen konnte und daher entsprechend gehandelt, so der in Heidelberg lehrende Historiker. Deswegen habe es bereits im Mittelalter Widerstand gegen Netze gegeben, die zu viel Beifang verursachten oder die Bestände einzelner Arten zu stark verminderten. Man habe damals gezielt einzelne Fischarten geschützt. Das Fazit des Historikers Jaspert lautet daher: “Wir konnten auch anders.”
WWF nannte im Sommer vergangenen Jahres die weltweite Überfischung “eine der größten Bedrohungen für die Gesundheit der Meere und das Überleben seiner Bewohner”. Der Umweltverband kritisierte die von der Europäischen Union ausgehandelten Fangquoten, die häufig über den wissenschaftlichen Empfehlungen lägen und damit zwar legal, aber nicht mehr nachhaltig seien.
In seinem neuen Buch weist Historiker Nikolas Jaspert zugleich darauf hin, dass das Mittelalter keine Epoche besonderer Tierliebe war. Philosophie und Theologie hätten die Menschen gelehrt, “dass Tiere geschaffen worden waren, um vom Menschen genutzt zu werden”. Fische aller Art wären gejagt, getötet und verzehrt worden.