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Historiker Kocka für Verlängerung der Lebensarbeitszeit

Im Wahlkampf spielen Mindestlohn, Bürgergeld und Rente eine zentrale Rolle. Wie können die Leistungen weiter finanziert werden? Nach Ansicht des Historikers Kocka braucht es dazu eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit.

Nach Ansicht des Sozialhistorikers Jürgen Kocka kann der Sozialstaat nur bei einer Verlängerung der Lebensarbeitszeit aufrecht erhalten werden. Ohne eine solche Verlängerung werde das nicht funktionieren, sagte Kocka Tagesspiegel online (Mittwoch). Es sei ein Jammer, dass die Parteien nicht mutiger und offener die Bevölkerung über tatsächliche Probleme aufklärten.

Nach seinen Angaben leisten die Deutschen im Durchschnitt weniger Erwerbsarbeitsstunden pro Jahr als die Menschen in fast allen anderen Ländern, die der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) angehören. Daher werde es ohne eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit nicht funktionieren.

Es gebe zwar eine hohe Zahl an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, viele von ihnen arbeiteten in Teilzeit. Die Deutschen hätten lange Urlaubszeiten, sie gingen früh in Rente. Die Folge sei, dass die Zahl der pro Kopf und pro Jahr geleisteten Erwerbsarbeitsstunden relativ gering sei. Politiker verdrängten das Problem teilweise oder hofften, dass es sich etwa durch Zuwanderung lösen lasse.