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Hilfe bei Gewalt: Forensisches Konsil Gießen besteht seit zehn Jahren

Opfer von Gewalt können sich seit mittlerweile zehn Jahren beim Forensischen Konsil Gießen die erlittenen Verletzungen von Rechtsmedizinern vertraulich dokumentieren lassen. Das bundesweite Vorzeigeprojekt sei weiterhin für die Betroffenen kostenfrei und werde vom Hessischen Sozialministerium finanziert, wie das Universitätsklinikum Gießen und Marburg am Mittwoch mitteilte. Ein forensisches Konsil ist ein medizinisches Gutachten, das von Ärzten und Fachleuten in Zusammenhang mit gerichtlichen Verfahren erstellt wird.

Mit 40 Fällen pro Jahr sei das Pilotprojekt gestartet, mittlerweile komme es jährlich zu rund 350 Konsultationen. In mehr als der Hälfte der Fälle seien Kinder und Jugendliche betroffen. Es gehe um körperliche Gewalt, sexuellen Missbrauch oder Spuren von Vernachlässigung. Die Rechtsmediziner dokumentierten unter anderem Schütteltraumata bei Säuglingen, Blutergüsse, Knochenbrüche oder offene Wunden durch Schläge, Tritte oder herbeigeführte Stürze sowie Spuren von Verbrennungen durch heißes Wasser. Bei Erwachsenen entstünden die meisten Verletzungen durch stumpfe Gewalt, gefolgt von Stichverletzungen, Würgemalen und sexueller Gewalt.

Beim Forensischen Konsil Gießen hätten die Opfer außerdem die Möglichkeit, Beweise sichern und archivieren zu lassen – für den Fall, dass sie den Täter später anzeigen wollen. Diese vertrauliche Spurensicherung könne dann für spätere Ermittlungen oder ein Gerichtsverfahren ausschlaggebend sein.