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Hermann-Maas-Preis an Margot Friedländer verliehen

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer und die Essener Initiative „Zweitzeugen“ sind am Sonntag mit dem Hermann-Maas-Preis geehrt worden. Friedländer zeige mit fast 103 Jahren, dass alle Menschen eine Verantwortung für die Erinnerung und die Zukunft hätten, sagte die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Baden, Heike Springhart, in ihrer Laudatio. Ihre Stimme und die Erinnerung an die Abgründe der Menschlichkeit seien wichtig als Mahnung, „damit dem Geist der Unmenschlichkeit und des Hasses gegen Jüdinnen und Juden auch heute eine klare Absage erteilt wird“.

Mit ihrem Engagement fordere Friedländer dazu auf, die Schrecken der Vergangenheit nicht nur zu betrauern, sondern aus ihnen zu lernen, sagte Springhart in der Heidelberger Heiliggeistkirche. In einem Videobeitrag bedankte sich Margot Friedländer für die Ehrung. „Was war, können wir nicht mehr ändern. Aber es darf nie wieder geschehen“, betonte die Holocaust-Überlebende.

Der Verein „Zweitzeugen“ mit Sitz in Essen dokumentiert (Über-)Lebensgeschichten des Holocaust, um sie nachfolgenden Generationen weiterzuerzählen. Er will Menschen ermutigen, sich heute selbst aktiv gegen Antisemitismus und andere Diskriminierungsformen einzusetzen. Diese Arbeit sei in Zeiten eines neu aufflammenden Antisemitismus besonders wichtig, urteilte die Jury.

Die Hermann-Maas-Stiftung vergibt den mit 2.500 Euro dotierten Preis alle vier Jahre für besonderes Engagement im interreligiösen Gespräch und der Versöhnungsarbeit zwischen den Religionen. Der Preis erinnert an den evangelischen Theologen Hermann Maas (1877-1970). Nach 1933 wurde er von den Nationalsozialisten mit Berufsverboten belegt. Unter Einsatz seines Lebens verhalf er mehr als 1.700 Menschen zur Emigration.