Das Weimarer Wohnhaus des Jugendstilarchitekten Henry van de Velde (1863-1957) wird ab Anfang Juni umfassend saniert. In dem von dem belgischen Künstler 1907/1908 selbst entworfenen „Haus Hohe Pappeln“ dringe Feuchtigkeit von oben und von unten ein, sagte Sabine Walter von der Klassik Stiftung Weimar dem Evangelischen Pressedienst (epd). Bis Ende März 2027 bleibe das Haus für umfangreiche Bauarbeiten und die anschließende Erweiterung des Museumsbereichs geschlossen.
Das auf einer ehemaligen Tongrube erbaute Denkmal kämpfe seit Jahrzehnten mit eintretender Feuchtigkeit im Souterrain. „Das Untergeschoss ist in einem fürchterlichen Zustand“, sagte Walter. Und auch über die Balkone in den Obergeschossen dringe Regenwasser ins Haus ein. Das Bauwerk habe gleich mehrere bauliche Probleme. „Bekanntermaßen war van de Velde als Maler ausgebildet und als Architekt ein Laie“, sagte Walter. Damit sei er in hohem Maße auf gute Handwerker und Planer für seine architektonischen Entwürfe angewiesen gewesen. Ob Baumängel mit den heutigen Schäden in Verbindung stehen, sei allerdings schwer zu sagen.
Das anstehende Bauvorhaben konzentriert sich laut Walter auf Bauunterhaltungsmaßnahmen an der Gebäudehülle, insbesondere auf die Sanierung der Fenster, der Holzbauteile sowie der durch Nässe beschädigten Balkone und Fassaden. Im Untergeschoss stehe die Abdichtung eines Teils der Außenwände, die Sanierung der Innenräume sowie die Modernisierung von Sanitärräumen an. Anschließend soll das Souterrain für Besucher geöffnet werden. In einem neu zu konzipierenden Ausstellungsteil will die Stiftung dann über die Geschichte der Familie van de Velde, die wechselvolle Historie des Hauses und denkmalpflegerische Fragestellungen informieren.
„Wer die Architektur verstehen will, muss das Untergeschoss besuchen können“, sagte Walter. Erst dadurch werde der Charakter der Villa als großbürgerliches Haus mit getrennten Funktionsbereichen für die Dienstboten im Untergeschoss, der repräsentativen Beletage und dem privaten Wohnbereich im Obergeschoss sichtbar. Der neue Ausstellungsbereich umfasse die ehemalige Küche, das Kinderspielzimmer sowie einen noch vorhandenen Speiseaufzug ins Erdgeschoss. Auch er soll im Rahmen der Sanierung wieder funktionsfähig gemacht werden.
Der Belgier Henry van der Velde wohnte im „Haus Hohe Pappeln“ von 1908 bis zu seiner kriegsbedingten Auswanderung im Jahr 1917. Heute gehört die 1985 unter Denkmalschutz gestellte Villa der Klassik Stiftung.