Die Europäische Wildkatze ist ein seltenes Säugetier. Deutschlandweit leben schätzungsweise rund 8.000 Exemplare. Ihnen droht laut Naturschützern Gefahr durch Haustiere.
“Lassen Sie Freigänger-Katzen kastrieren!” – diesen Appell richtet der Bund Naturschutz an Tierhalter. Nur so ließen sich die hierzulande kleinen Bestände der Europäischen Wildkatze langfristig schützen, teilte der Bund am Donnerstag in München mit. Denn unkastrierte Hauskatzen könnten sich mit Wildkatzen paaren, was zu einer genetischen Vermischung beider Arten führe. Das wiederum gefährde die genetische Eigenständigkeit der Wildkatze. Wichtige Anpassungen an ihren natürlichen Lebensraum könnten verloren gehen. Zudem übertrügen Hauskatzen mitunter Krankheiten, die für Wildtiere tödlich seien.
“In Deutschland stehen rund 8.000 Wildkatzen etwa 15 Millionen Hauskatzen und zwei Millionen verwilderten Streunerkatzen gegenüber”, so die Naturschützer. “Jedes unkastrierte Tier erhöht das Risiko der Hybridisierung und trägt zur unkontrollierten Vermehrung von Streunerkatzen bei.”
Noch sei das Problem zumindest in Bayern nicht dramatisch, hieß es weiter. “Auf einer Untersuchungsfläche im Spessart wurde 2021 kein einziger Hinweis auf Hybridisierung gefunden.” Im Steigerwald allerdings seien an acht von 50 sogenannten Lockstöcken Hybridkatzen festgestellt worden. Zur Erfassung der Wildkatzenpopulation setzt der Bund Naturschutz nach eigenen Angaben das sogenannte Lockstock-Monitoring ein. “Dabei werden mit Baldrian besprühte Holzstöcke im Wald platziert. Der Geruch wirkt auf Wildkatzen anziehend, so dass sie sich daran reiben und Haare hinterlassen, die dann genetisch untersucht werden.”
Die Europäische Wildkatze ist laut Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt und gilt bundesweit als gefährdet. Hauskatzen stammen nicht von der Wildkatze ab, sondern von der Afrikanischen Falbkatze. Die Römer brachten diese einst nach Mitteleuropa. Hybride aus Wild- und Hauskatzen treten vor allem in Baden-Württemberg auf, wurden aber auch in anderen Teilen Deutschlands nachgewiesen. Optisch sind sie meist nicht von Wild- oder Hauskatzen zu unterscheiden – nur ein Gentest bringt Gewissheit.