Die meisten Unterdrücker, auch die brutalen, täten das nicht mit einem Lächeln im Gesicht, meint der Harvard-Professor Steven Levitsky. Die Trump-Regierung schon. Sie lechze danach, einen Kampf in den USA zu erzwingen.
Der Harvard-Politologe Steven Levitsky sieht die Demokratie in den USA durch die Regierung von US-Präsident Donald Trump schwer beschädigt. “Wir leben nicht länger in einer Demokratie, sondern haben die Grenze zu einer Form des Autoritarismus überschritten”, sagte der Wissenschaftler der Harvard-Universität dem Magazin “stern” (Samstag). Noch sei Abkehr von der Demokratie allerdings moderat und reparabel.
Levitsky beklagte unter anderem eine Einschränkung von Bürgerrechten. Hunderttausende US-Amerikaner “an Universitäten, in Medienunternehmen, Anwaltskanzleien, Spender der Demokratischen Partei, führende Persönlichkeiten der Zivilgesellschaft” oder auch ganz normale Bürger überlegten sich schon zwei- oder dreimal, ob sie sie sich an normalen zivilgesellschaftlichen Protestaktionen beteiligten. “Sie müssen mit Vergeltung durch die Regierung rechnen, einer Steuerprüfung, dem Entzug von Geldern für die Universität, einer Klage, einer Untersuchung durch das FBI oder der Verhaftung durch das Justizministerium”, so der Politikwissenschaftler.
Mit Blick auf Los Angeles wirft Levitsky der US-Regierung eine bewusste Konfrontation vor. “Diese Leute lechzen nach Unterdrückung, nach einem militarisierten Konflikt auf US-amerikanischem Boden.” Die meisten autoritären Regierungen, meint der Politologe, empfänden keine Freude an Unterdrückung; “ob in Lateinamerika in den 70er Jahren oder anderswo”.
Auch brutale Unterdrücker täten es, “weil sie sich in die Enge getrieben fühlen”, nicht mit einem Lächeln. Er müsse “bis in die 1930er Jahre in Europa zurückdenken”, so Levitsky, “um eine solch aggressive Provokation zu finden, einen Kampf zu erzwingen”.
2018 veröffentlichte Levitsky gemeinsam mit Daniel Ziblatt den internationalen Bestseller “Wie Demokratien sterben”. Zudem erforschte er diverse südamerikanische Diktaturen und Autokratien.