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Hannover: 900 Menschen protestieren gegen AfD-Kinderschutz-Kongress

In Hannover haben am Sonnabend rund 900 Menschen vor dem Niedersächsischen Landtag friedlich gegen einen Kinderschutz-Kongress der AfD protestiert. Laut einem Polizeisprecher waren nach Abschluss der Kundgebung noch 55 Teilnehmende zu einer kleinen Spontanversammlung zusammengekommen, die ebenfalls friedlich verlief. Zu dem Protest hatten unter anderem die Grünen und die Omas gegen Rechts aufgerufen.

Die AfD-Fraktion hatte die stellvertretende Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, Beatrix von Storch, sowie Dennis Engelmann vom Bochumer Verein „Kinderseelenschützer“ zu dem Treffen in einem Nebengebäude des Landtags eingeladen. Dort wollten sie eigenen Angaben zufolge über Frühsexualisierung, „Gender-Wahn“, die Verharmlosung von Pädophilie und den Lebensschutz diskutieren.

Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) kritisierte den Kongress scharf: Er warf der AfD laut Redemanuskript vor, Kinder für politische Irreführung und Manipulation zu instrumentalisieren: „Ich möchte, dass die Kinder unserer Stadt frei und ohne Angst aufwachsen. In Vielfalt und in gegenseitigem Respekt – egal, ob sie in einer klassischen Familie leben, mit zwei Müttern oder mit einem alleinerziehenden Vater.“ Die Kinderrechte seien für alle Kinder gültig, egal welcher Herkunft und mit welcher Weltanschauung.

Die AfD habe sich gegen die Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz ausgesprochen, sagte Onay. Die Partei sei gegen geschlechtliche Vielfalt, Aufklärung und Inklusion. „Wer Vielfalt leugnet, beschämt Kinder – er hilft ihnen nicht“, sagte der Oberbürgermeister.

Der evangelische Superintendent Christian Brouwer vom Kirchenkreis Hannover sagte, der AfD-Kongress habe nichts mit Kindern zu tun, „sondern mit menschenverachtender, gesellschaftsspaltender, diskriminierender Ideologie“. Die Kirche setzte sich für die Freiheit der Kinder in einer toleranten und offenen Gesellschaft ein. „Gerade, weil wir als evangelische Kirche in den letzten Jahren erkennen mussten, wie sehr wir beim Kinderschutz immer und immer wieder versagt haben“, fügte der Theologe hinzu.

Der Kongress hatte bereits zuvor deutliche Kritik hervorgerufen. So hatten auch der Kinderschutzbund und das Queere Netzwerk in Niedersachsen sich von der Veranstaltung distanziert. Bei dem Kongress der AfD werden nach ihren Befürchtungen Themen in einer Weise diskutiert, die weniger dem Schutz von Kindern diene, sondern vielmehr gesellschaftliche Spaltung und Ängste schüre.

Auch das Bündnis „Bunt statt Braun“ aus Gewerkschaften, Kirchen, Parteien, Vereinen und Initiativen befürchtete antidemokratische Ziele. Der Kinderschutzbund und das Queere Netzwerk sprachen von einer politischen Inszenierung, die das Vertrauen in fachlich fundierte Präventionsarbeit untergrabe und den Prinzipien eines wirksamen, ganzheitlichen Kinderschutzes widerspreche.