Die Stadt Hamburg will für die Tierunterbringung jährlich 2,5 Millionen Euro mehr als in der Vergangenheit zur Verfügung stellen. Für einen Zeitraum von vier Jahren sei die Bereitstellung von insgesamt 23,6 Millionen Euro geplant, das entspreche 5,9 Millionen Euro pro Jahr, teilte die Verbraucherschutzbehörde am Freitag mit. Die Verträge stünden kurz vor dem Abschluss, geplant sei Unterzeichnung bis Jahresende, hieß es. Wer die Vertragspartner sind, werde die Behörde zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgeben, teilte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit. Über die Bereitstellung der Mittel entscheidet die Bürgerschaft in der kommenden Woche.
Aus der Verbraucherschutzbehörde hieß es, das Tierheim Süderstraße sei ein langjähriger Partner der Stadt bei der Aufnahme von Fund-, Verwahr- und Isolationstieren. Ergänzend nehme auch das Reso-Zentrum in Mienenbüttel (Landkreis Harburg) Tiere auf. Am 31. Dezember laufen laut Behörde die aktuellen Verträge aus.
Der Hamburger Tierschutzverein (HTV) hatte im März den bestehenden Vertrag zum Jahresende gekündigt und mitgeteilt, sich nicht an der Neuausschreibung zu beteiligen. Der Verein kritisierte die Ausschreibung als „bürokratisches Monster“. Die Verbraucherschutzbehörde bestätigte dem epd zu einem späteren Zeitpunkt, dass der HTV nicht an der Ausschreibung teilgenommen habe.
Der Verein gebe pro Jahr rund sechs Millionen Euro für den Tierheimbetrieb aus, erhalte von der Stadt aber nur rund zwei Millionen Euro als vertragliche Gegenleistung, obwohl er zu mindestens 80 Prozent Tiere von der Stadt unterzubringen habe, hatte der HTV in älteren Mitteilungen kritisiert. Es brauche einen fairen Vertrag zum Wohle der Tiere in Hamburg.
Laut früherer Mitteilung der Behörde hatte die Stadt zuletzt mehr für die Tierunterbringung investiert: Erstmals seit 2007 sei im vergangenen Jahr deutlich mehr Geld für den HTV ausgegeben worden. Für 2024 habe die Einigung vorgesehen, dass der HTV rund 3,8 Millionen Euro erhält, hatte die Behörde dem epd seinerzeit mitgeteilt.
Die neuen Verträge zur Tierunterbringung sollen eine Laufzeit von mindestens vier Jahren haben, informierte die Behörde am Freitag. Bisher sei eine jährliche Kündigung möglich gewesen.
„Wir haben uns in dieser Legislatur bereits intensiv für das Tierheim Süderstraße eingesetzt und steigern unser Engagement jetzt nochmals erheblich. Mit zusätzlichen 2,5 Millionen Euro pro Jahr sichern wir die Tierunterbringung bei den künftigen Vertragspartnern und stellen sicher, dass Fund- und Verwahrtiere weiterhin gut versorgt werden. Die Hamburger Tiertafel unterstützen wir zudem mit bis zu 50.000 Euro jährlich“, teilte am Freitag Lena Zagst, justizpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, mit.
Urs Tabbert, justizpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, informierte, er freue sich, „dass es gelungen ist, eine tragfähige Lösung für die Tierunterbringung und die Hamburger Tiertafel zu finden. Die Engagierten leisten unter anderem im Tierheim an der Süderstraße unverzichtbare Arbeit für die Versorgung von Tieren in der Hansestadt.“
Stephan Jersch, tierschutzpolitischer Sprecher der Linksfraktion, schrieb: „Ich hoffe, der Senat hat gelernt, dass beim Tierschutz nicht ‘Geiz ist geil’ das Motto sein kann.“ Sandro Kappe, tierpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, nannte es „bezeichnend“, dass Verbraucherschutzsenatorin Anna Gallina (Grüne) „öffentlich ankündigt, bevor überhaupt ein Vertrag abgeschlossen wurde. Der Druck auf den Senat muss enorm gewesen sein.“
Sven Fraaß, Sprecher des Hamburger Tierschutzvereins, teilte dem epd am Freitag mit, der HTV begrüße es, „dass die erforderlichen Mittel bei der Bürgerschaftssitzung noch in diesem Jahr eingeworben werden sollen. Wir hoffen, dass damit die Tierunterbringung in Hamburg auf sichereren Beinen stehen wird.“ Er schrieb weiter: „Damit wären unsere Sorgen aber nicht vom Tisch. Denn die baulichen Mängel unseres Tierheims bleiben bestehen: Es fällt still und leise in sich zusammen. Über die enormen Instandhaltungskosten wird noch zu sprechen sein.“