Vom 17. bis zum 21. Juni findet an 22 Veranstaltungsorten in Hamburg das „1. Nature Writing Festival“ statt. Das Genre stoße gerade auf großes Interesse, erklärt Festivalinitiator Klaas Jarchow dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Unter dem übergeordneten Thema ‘Die Natur und Wir’ errichten wir an diesen Tagen ein gemeinsames ‘Themenzelt’, in dem vielfältigste Aspekte und Formate der Beschäftigung mit Natur zur Sprache kommen.“
epd: Was ist Nature Writing?
Klaas Jarchow: Von der Natur berichten. Mit ihr als Motiv schreiben. Gar für die Natur schreiben. Das ist der Pfad, über den wir dem Genre Nature Writing folgen. Also weniger eine literaturwissenschaftliche Definition, die es aber auch in Varianten gibt. Der englische Begriff folgt dem Boom des Genres, den es spätestens seit Henry David Thoreaus „Walden“ für die literarische Naturbeschreibung und die Beschreibung des Naturerlebens gibt. Wenn man etwa Katharina Hagena fragt, ob sie Nature Writing „macht“, sagt sie ganz klar: Ja – obwohl sie nirgendwo unter diesem Begriff vermarktet wird. Aber ihre Romane haben jeweils einen klaren Naturbezug, spielen in einzelnen Naturräumen. Genauso ist es bei Antje Rávik Strubel, Gianna Molinari oder Marie Gamillscheg. Es ließen sich viele aktuelle Autorinnen und Autoren nennen. Wie gesagt, das Genre boomt und findet großes Interesse.
epd: Woher kommen der „Trend“ und die Idee zum Festival?
Jarchow: Es ist nicht zu verkennen, dass insbesondere Judith Schalansky mit den „Naturkunden“ bei Matthes & Seitz sehr erheblich zum Boom des Genres beigetragen hat. Seit über einem Jahrzehnt bringt sie schier unermüdlich Autorinnen und Autoren in der höchst beachtenswerten Reihe heraus. Daneben gibt es aber auch viele kleinere Verlage, die ebenso bemerkenswerte Bücher oder Reihen herausgeben. Auch die großen Verlage haben immer wieder Nature Writing Titel in ihrem Programm. Wir selbst bei KJM haben vor gut zwei Jahren eine neue Buchreihe aufgelegt: European Essays on Nature and Landscape, in der es um Landschaften und Naturphänomene geht, zuerst in Deutschland, aber auch darüber hinaus. Die Idee zum Festival ist aus all diesen Kontakten und Beschäftigungen entstanden, es gibt den Nature Writing Preis, es gibt Seminare und Veranstaltungen, aber in der Form eines öffentlichen, fünftägigen Festivals ist die Bedeutung und Beobachtung der Natur noch nicht „gefeiert“ worden.
epd: Was erwartet die Besuchenden beim Festival?
Jarchow: Man kann 44 Veranstaltungen, Lesungen, Vorträge, Workshops und Exkursionen in Hamburg besuchen. Unter dem übergeordneten Thema „Die Natur und Wir“ errichten wir an diesen Tagen ein gemeinsames „Themenzelt“, in dem vielfältigste Aspekte und Formate der Beschäftigung mit Natur zur Sprache kommen. Geistes- und Naturwissenschaften, Sachbuch und literarische Formate treten dabei in den Dialog. Oftmals sind es Gespräche, zu denen sich die „Paare“ selbst aus inhaltlichem Interesse zusammengefunden haben, so etwa Markus Thielemann und Anna-Katharina Wöbse über „Heimat und Antiheimat“ zu Thielemanns Roman „Von Norden rollt ein Donner“. Es gibt Gespräche über Ökologie und Ökonomie und das „Recht der Natur“. Romanautorinnen und Lyriker lesen und sprechen mit dem Publikum. Es gibt eine Bilderausstellung und es wird Pflanzenmusik von Sven Meyer zu hören sein.