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Halbzeit-Tausch: Neue Handschriften bei Welterbe-Ausstellung

Noch bis zum 20. Oktober sind in Konstanz weltberühmte Prachthandschriften ausgestellt. Geschaffen von Mönchen vor mehr als einem Jahrtausend. Jetzt steht ein Tausch der kostbarsten Exponate an.

Zur Halbzeit der Großen Landesausstellung “Welterbe des Mittelalters” kommen neue, weltberühmte Prachthandschriften nach Konstanz. Weil die mehr als 1.000 Jahre alten Kunstwerke sehr empfindlich sind, können nicht alle reich bebilderten Handschriften für die gesamte Laufzeit der Ausstellung gezeigt werden. Zu viel Licht schadet den Farbpigmenten, dem Pergament und den kostbar gearbeiteten Einbänden, wie die Ausstellungsmacher am Montag mitteilten.

Besucher müssen sich deshalb jetzt von Meisterwerken wie dem Poussay-Evangelistar oder dem Codex Egberti verabschieden. An ihre Stellen treten beispielsweise der Egbert-Psalter, der Gero-Codex und das Memorialbuch der Abtei San Salvatore.

Museumschef Eckart Köhne hebt besonders den Egbert-Psalter hervor, der fast nie außerhalb von Italien zu sehen ist. Die Handschrift jetzt im Original an seinem Entstehungsort am Bodensee zu sehen, sei eine “Gelegenheit, die sich uns im Leben wohl nur ein einziges Mal bieten wird”.

Museum und Touristiker sind mit dem bisherigen Besucherinteresse zufrieden. In den ersten 13 Wochen sahen rund 50.000 Besucher die Angebote und Präsentationen in Konstanz und auf der Reichenau. Ein besonderer Erfolg sei der Ausstellungspodcast “Mönchsgeflüster” mit rund 150.000 Abrufen.

Die im April eröffnete Schau im Archäologischen Landesmuseum Konstanz zeigt Kultur, Kunst und Geschichte der Klosterinsel Reichenau. Ausgestellt sind rund 250 Exponate. Das Kloster stieg nach seiner Gründung im Jahr 724 in einer einzigartigen Verbindung von Religion, Wissenschaft, Kunst und Machtpolitik im Frühmittelalter zu europäischer Bedeutung auf. Die Ausstellung zeigt neben den Prachthandschriften beispielsweise Glasmalereien, Goldschmiedekunst und Elfenbeinschnitzereien – aber auch Zeugnisse für das mittelalterliche Alltagsleben.

Zugleich ist die Insel selbst Teil der Ausstellung und des damit verbundenen Jubiläumsjahrs. Die Münsterschatzkammer wurde neu gestaltet und präsentiert Reliquien und religiöse Kunstwerke. Bei Sonderführungen sind die drei romanischen Inselkirchen und die neu angelegten Klostergärten zu erleben. Mittels einer kostenfreien App begegnen Besuchern historische Figuren und sehen digitale Rekonstruktionen der Klostergebäude. Zum Jubiläum gehört auch ein Kulturprogramm der Bürger der Reichenau – beispielsweise mit Open-Air-Theater und Konzerten.