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Sprengung von AKW-Kühltürmen: Atomarer Abbau dauert Jahrzehnte

Am kommenden Samstag werden die zwei Kühltürme des abgeschalteten Atomkraftwerks (AKW) Gundremmingen gesprengt – doch damit ist der atomare Abbau noch längst nicht vorbei. Um ein gesamtes AKW abzubauen, schließen sich noch jahre- und jahrzehntelange Arbeiten an, sagte der Präsident des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung, Christian Kühn, am Montag. „Erst wenn alle radioaktiven Abfälle in Endlagern sicher abgeschirmt wurden, sind Mensch und Umwelt in Deutschland dauerhaft geschützt.“

Die meisten beim AKW-Abbau anfallenden Reststoffe seien nie mit Radioaktivität in Kontakt gekommen. Sie seien radiologisch unbedenklich und würden in einem nach Strahlenschutzverordnung geregelten Verfahren freigegeben und konventionell entsorgt. „Etwa zwei Prozent der Gesamtmasse des Kontrollbereiches eines Atomkraftwerks bleiben jedoch als schwach- und mittelradioaktive Abfälle zurück“, teilte das Bundesamt weiter mit. Diese müssten nach Zwischenlagerung in ein Endlager verbracht werden. Für die hochradioaktiven Abfälle, wie etwa die alten Brennelemente des Reaktorkerns, müsse ein Endlager sogar noch gefunden werden.

2006 wurde das Atommüll-Zwischenlager Gundremmingen in Betrieb genommen. Derzeit lagern dort nach BASE-Angaben knapp 148 Castor-Behälter mit Hochrisiko-Atommüll. Insgesamt gibt es 192 Behälterstellplätze. Damit ist Gundremmingen das größte von insgesamt 16 Atommüll-Zwischenlagern in Deutschland. Genehmigt ist es bis 2046. Der hochradioaktive Abfall wird dort bis zu seiner Ablieferung an ein Endlager aufbewahrt. Ein Standort für ein Endlager wird seit Jahren gesucht. Weltweit ist noch kein einziges in Betrieb.

Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima 2011 hatte die damalige Bundesregierung den beschleunigten Atomausstieg beschlossen. Als erstes AKW wurde 2015 Grafenrheinfeld bei Schweinfurt abgeschaltet, die Kühltürme wurden 2024 gesprengt. Ende 2021 wurde Gundremmingen vom Netz genommen, im Frühjahr 2024 dann die letzten drei bundesdeutschen Reaktoren. 33 Reaktoren befinden sich laut Bundesamt in Stilllegung, drei weitere seien bereits vollständig abgebaut.