Das Gründungsbüro für den Gedenk- und Lernort Heil- und Pflegeanstalt Erlangen (Hupfla) hat am Montag seine Arbeit aufgenommen. Damit nehme der Gedenkort weiter Gestalt an, sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bei der Eröffnung. Das Innenministerium habe im laufenden Jahr die Mittel für die Arbeit des Gründungsbüros bereitgestellt. „Diese Förderung wollen wir nach Möglichkeit auch in den Folgejahren fortsetzen“, so der Minister. Neuer wissenschaftlicher Koordinator des Projekts ist Julius Scharnetzky.
Die Heil- und Pflegeanstalt in Erlangen, kurz „Hupfla“, sei während der NS-Zeit Tatort schwerster Medizinverbrechen an geistig und körperlich behinderten Personen geworden, sagte Herrmann. „Auf traurige und beschämende Weise ist das Innenministerium mit den schrecklichen Verbrechen der ‘Euthanasie’ verbunden.“ Er nannte als Beispiele die erste Deportation von kranken und behinderten Menschen in Bayern im Januar 1940 und den sogenannten „Hungerkosterlass“ von 1942. „Das klare Bekenntnis zu diesen menschenverachtenden Untaten und das Andenken an die Opfer sind für uns Auftrag und Verpflichtung“, so der Innenminister.
Das Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) hat zusammen mit dem Erlanger Stadtarchiv vor einem Jahr den ersten Band einer Gesamtdarstellung der Geschehnisse in der Heil- und Pflegeanstalt bis 1945 mit dem Titel „NS-‘Euthanasie’ in Franken“ vorgestellt. Ein zweiter Band ist geplant. Aus der Heil- und Pflegeanstalt in Erlangen wurden im Mordprogramm T4 der Nationalsozialisten 908 Opfer in Tötungsanstalten mit Kohlenmonoxid vergast. Weitere Menschen starben noch nach der Beendigung von T4, viele am Nahrungsentzug, verordnet durch den bayerischen „Hungerkosterlass“. (3171/13.10.2025)