In Mexiko findet am Sonntag ein Großwahltag statt. Etwa 100 Millionen Stimmberechtigte sind aufgerufen, das Staatsoberhaupt und die Parlamentsabgeordneten neu zu bestimmen, ebenso wie die künftigen Inhaber weiterer 20.000 Ämter in Bundesstaaten und Kommunen.
Insbesondere auf lokaler Ebene wurde der Wahlkampf von Gewalt überschattet. Laut der Menschenrechtsorganisation „Causa en Común“ sind seit Kampagnenbeginn Anfang März insgesamt 59 Politikerinnen und Politiker getötet worden, darunter 34 Kandidaten oder Anwärter auf eine Kandidatur sowie 25 Beamte oder Parteimitarbeiter. Noch am letzten Wahlkampftag am Mittwoch wurde ein Kandidat für das Bürgermeisteramt der Stadt Coyuca de Benítez im südwestlichen Bundesstaat Guerrero getötet. Ein Attentäter erschoss José Alfredo Cabrera während der Schlusskundgebung.
Aber auch die drei Präsidentschaftskandidaten waren mit Bedrohung und Gewalt konfrontiert. So wurde die Kandidatin der Regierungspartei Morena, Claudia Sheinbaum, im April im südmexikanischen Chiapas von vermummten Männern an einer Straßenblockade aufgehalten. Sie forderten von ihr Unterstützung im Kampf gegen eine andere Mafiaorganisation.
Sheinbaum liegt laut letzten Umfragen mit 50 bis 55 Prozent in der Wählergunst klar vor ihrer Hauptkontrahentin Xóchitl Gálvez von der Allianz der Oppositionsparteien PRI, PAN und PRD, die auf maximal 40 Prozent der Stimmen kommt. Jorge Álvarez Máynez von der Partei Movimiento Ciudadano (Bürgerbewegung) dürfte rund zehn Prozent der Stimmen erhalten.
Die Wahlbehörde gab am Donnerstag bekannt, dass 168 Wahlurnen aufgrund sozialer Konflikte am Wahlsonntag definitiv nicht eingerichtet werden können, weitere 600 Standorte der insgesamt 170.000 Wahlurnen seien noch in Revision. Jaime Rivera von der Wahlbehörde richtete auf X (vormals Twitter) einen „dringenden Appell“ an die Regierung, die Sicherheit aller Mexikaner am Wahltag zu garantieren. Die Gewalt krimineller Banden und Drogenkartelle beherrscht in Mexiko den Alltag und die Politik.