In Jerusalem werden hunderttausende ultraorthodoxe Demonstranten erwartet. Ihr Protest richtet sich gegen die Forderung, dass auch sie Wehrdienst leisten – und an dem Vorgehen gegen jene, die es nicht tun.
Zu einer Großkundgebung gegen eine Dienstpflicht strengreligiöser Juden in der israelischen Armee werden am Donnerstagnachmittag mehrere hunderttausend Teilnehmer erwartet. Polizei und Grenzschutz sind nach amtlichen Angaben mit rund 2.000 Beamten im Einsatz. Es sei mit Verkehrsbehinderungen zu rechnen. Ab dem Mittag werden zahlreiche Straßen am nördlichen Stadteingang und im Zentrum gesperrt, darunter Teile der Autobahn Richtung Tel Aviv.
Aufgrund der zu erwarteten Verkehrsstörungen bleiben zwischen Jerusalem und Tel Aviv teilweise Schulen geschlossen, wie die Zeitung “Times of Israel” berichtete. Die Polizei kündigte striktes Vorgehen bei Verstößen gegen Auflagen an, etwa beim Blockieren von Hauptverkehrsstraßen oder dem Entzünden von Feuern.
Zu der Kundgebung unter dem Titel “Demonstration der einen Million” werden laut israelischen Medienberichten erstmals seit rund zehn Jahren Vertreter der meisten Gruppierungen des strengreligiösen Judentums erwartet. Sie richtet sich gegen das staatliche Vorgehen gegen ultraorthodoxe Wehrdienstverweigerer Kreisen. Berichten zufolge wurden etwa 870 Verweigerer verhaftet.
Die Haltung in Fragen des Wehrdienstes ist nicht in allen Fraktionen des ultraorthodoxen Judentums einheitlich. Während radikalere Gruppen auf eine pauschale Wehrdienstbefreiung pochen, stehen gemäßigtere Gruppierungen den jüngsten Gesetzesvorhaben zu einer Neuregelung weniger feindselig gegenüber. Die Spaltung soll sich laut Berichten auch in der Demonstration widerspiegeln. Es werde keine Hauptbühne und keine Reden geben. Stattdessen wollen die Teilnehmer gemeinsam beten und aus den Psalmen rezitieren, berichtete “Times of Israel”.
Über den Streit über die Wehrpflicht von ultraorthodoxen Männern (Haredim) sind in der Vergangenheit israelische Regierungen gestürzt. Im Juli war deswegen die ultraorthodoxe Partei “Vereintes Torah-Judentum” (UJT) aus der israelischen Regierungskoalition ausgetreten.
Nach einem Urteil des Obersten Gerichts in Israel gibt es für eine allgemeine Wehrpflichtbefreiung der Haredim keine Rechtsgrundlage. Insgesamt 67.000 der Ultraorthodoxen gelten als wehrdienstfähig. Rund 10.000 von ihnen erhielten nach Armeeangaben seit Sommer 2024 Musterungsbescheide. Weniger als zwei Prozent von ihnen meldeten sich zum Dienst.