DETMOLD – Die Bilderverbote im Islam wie auch im Judentum und Christentum sind auch von gesellschaftlichen Zusammenhängen und historischen „Weggabelungen“ geprägt. Diese These vertrat der islamische Theologe Amir Dziri in einem Vortrag in Haus Münsterberg in Detmold zum Thema „Bild und Bilderverbot in der religiösen Ästhetik des Islam“. Dziri analysierte Entstehung, historische Entwicklung und unterschiedliche Ausprägungen des „Bilderverbots“ in Islam, Juden- und Christentum.
„Nicht nur in der weiten Öffentlichkeit, sondern auch in Fachkreisen herrscht die Vorstellung vor, dass der Islam, wie das Judentum und in abgeschwächter Form das Christentum, ein rigoroses Bilderverbot propagiere.“ Der Begriff „Bilderverbot“ sei zu „unpräzise“, so Dziri. Im Judentum etwa greife ein Bilderverbot erst, „wenn etwas kultfähig ist“, erklärte der Referent. Nur das, was man wie einen Gott behandle, sei verboten, was man aber nicht wie einen Gott behandle, sei erlaubt.
Auch im Christentum finde sich diese Diskussion um Bilder wieder, so Dziri. Im byzantinischen Bilderstreit im 8. und 9. Jahrhundert, der zwischen Kirchenvertretern in Rom und in Konstantinopel geführt wurde, setzten sich dann allerdings die Bilderbefürworter der westlichen Kirche durch. Ihre Argumente: Da Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist, spräche auch nichts dagegen, Jesus und Geschichten der Bibel bildlich darzustellen. Außerdem würden die Bilder den Menschen helfen, die Botschaft besser zu verstehen.
Für den Islam gelte Ähnliches wie im Judentum. Die Umsetzung des Bilderverbots sei in den Jahren 661-750 geschehen. Charakteristisch für den Islam beziehungsweise für muslimische Gesellschaften sei es, dass sich im öffentlichen Raum die Bilderlosigkeit durchsetzte, die ihren Ausdruck in der Architektur, Kalligrafie und Ornametik findet. Im privaten Raum, etwa am Sultanshof oder in Privathäusern, waren Bilder erlaubt und präsentierten den Status des Besitzers der Bilder.
Schließlich ordnete Amir Dziri das Bilderverbot aus heutiger Sicht ein. Die Bildsprache könne den Glauben verständlich machen und Gegenwärtigkeit erzeugen, dürfe theologisch aber „keine Vorstellung der unmittelbaren Greifbarkeit vermitteln: Gott muss transzendent bleiben“, betonte Dziri.
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Gott muss transzendent bleiben
Gottesbilder Woher kommt das Verbot, Gott abzubilden? Der islamische Theologe Amir Dziri verwies auf gleiche Wurzeln in den Vorstellungen von Judentum, Christentum und Islam