Artikel teilen:

Gott ist in Beziehung

Gedanken zum Predigttext für den Sonntag Trinitatis.Von Elisabeth Rosenfeld, Pfarrerin der Flüchtlingskirche für den Sprengel Görlitz und Seelsorgerin der Abschiebehaft Eisenhüttenstadt.

Predigttext für den Sonntag Trinitatis: Römer 11,33–3633 O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege! 34 Denn „wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Ratgeber gewesen“? (Jesaja 40,13) 35 Oder „wer hat ihm etwas zuvor gegeben, dass Gott es ihm vergelten müsste“ (Hiob 41,3)? 36 Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen.

Von Elisabeth Rosenfeld

Wie viel größer als mein eigenes Denken ist die Weisheit Gottes! Paulus, der erste Theologe des Christentums, übt sich nach seinen gewichtigen Worten zu Israel in Demut. Schade, dass das in der Wirkungsgeschichte vergessen wurde. Paulus stellt sich selbst unter Vorbehalt, denn wie viele bedeutende Denker war er sich der Begrenztheit seines Verstandes bewusst. Das unterscheidet ihn von den vielen Zeitgenossen, die ganz genau zu wissen meinen, wer wann was wie zu tun hat. Demut ist eine wichtige Tugend, aber manchmal kommt es mir so vor, als sei sie falsch verteilt: Als sei Demut gerade bei Menschen verinnerlicht, die stattdessen Mut bräuchten. „Die Wege des Herrn sind unbegreiflich“, höre ich die ältere Dame sagen, die ihre Enkeltochter verloren hat. Das klingt nicht demütig, sondern resigniert.

Ausgabe kaufen und weiterlesen