Artikel teilen:

Gohl: Viele Menschen stehen dem Glauben gleichgültig gegenüber

Nach Ansicht des Bischofs der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Ernst-Wilhelm Gohl, steht eine wachsende Zahl von Menschen dem Glauben an Gott gleichgültig gegenüber. Die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung 2023 zeige, dass viele Kirchenmitglieder, die vorhaben, aus der Kirche auszutreten, keine inhaltlichen Vorbehalte gegenüber Kirche hätten, sondern ihnen religiöse Fragen egal seien, sagte er am Freitag in seinem Bericht vor der in Stuttgart tagenden Landessynode, dem Kirchenparlament. „Das Evangelium verkündigen in einer säkularen Welt ist eine große Herausforderung, die alle Kirchen in Deutschland betrifft, aber auch eine große Chance.“ Die geistliche Frage laute in diesem Zusammenhang: „Was will uns Gott damit sagen?“

Man müsse jeweils als Kirchengemeinde überlegen, wie es konkret vor Ort gelinge, Gemeinschaft zu leben, Gottesdienst zu feiern, anderen zu helfen und über Gott in einer säkularen Welt zu sprechen, sagte Gohl. Außerdem kündigte er an, eine Arbeitsgemeinschaft ins Leben zu rufen, die sich damit beschäftigt, wie Ehrenamtliche bestmöglich in ihrer Arbeit unterstützt werden können.

Gohl kritisierte die Forderung von Wirtschaftsvertretern, den Pfingstmontag als arbeitsfreien Feiertag angesichts der schlechten wirtschaftlichen Lage zu streichen. Es sei falsch, eine solche Forderung an den Anfang einer Debatte um die Zukunft der Arbeit zu stellen. Am Anfang der Debatte sollte die Solidarität mit denen stehen, die unter prekären Arbeitsbedingungen leiden, forderte der Bischof. Dazu gehörten Arbeitsverhältnisse, die nicht auskömmlich sind, gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen und Monopolstrukturen in einzelnen Branchen wie zum Beispiel Paketdienste.

Theologisch gehe es um die Antwort auf Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz (KI) und das Problem fehlender Rhythmisierung des Alltags, das durch den Wegfall von Feiertagen und durch die Schleifung des Sonntagsschutzes eher noch verstärkt werde. „Wie der Sonntag sind auch Feiertage für eine Gesellschaft ein hohes kulturelles Gut. Sie rhythmisieren den Wechsel von Arbeit und freier Zeit. Eine auf ständiges Wachstum orientierte Kultur verlernt die Kultur des Aufhörens.“

Der Einsatz von KI werde die Grundfrage nach guter Arbeit noch verschärfen. „Die Verwendung von KI kann helfen, zu sinnerfüllter und begrenzter Arbeit zu gelangen. Sie kann aber auch die Sinnentleerung und Überforderung verstärken.“

Das Kirchenparlament tagt bis Samstag im Hospitalhof in Stuttgart. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Entscheidungen über die Strategie zur Konsolidierung des Haushalts. Außerdem wird der Oberkirchenrat über den aktuellen Stand der Umsetzung der Anerkennungsrichtlinie für Betroffene sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie berichten. (1621/04.07.2025)