Predigttext
21 Ich hasse und verachte eure Feste und mag eure Versammlungen nicht riechen – 22 es sei denn, ihr bringt mir rechte Brandopfer dar –, und an euren Speisopfern habe ich kein Gefallen, und euer fettes Schlachtopfer sehe ich nicht an. 23 Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein Harfenspiel nicht hören! 24 Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.
Das ist alles so ungerecht!“ Wie oft wird dieser Satz gesagt, oder zumindest gedacht.
Es ist ungerecht, dass ich mehr als andere gelernt habe, aber trotzdem eine schlechtere Note schreibe. Oder dass andere ein Talent zum Singen haben und meine Fähigkeiten in dem Bereich, nun ja, eher eingeschränkt sind. Ich habe so hart für eine Beförderung gearbeitet, warum hat diese mein Kollege bekommen? Ungerecht finde ich auch, dass andere im Lotto gewinnen – warum ich nicht?
Jeder kennt eine Situation, in der er sich übergangen fühlt. Die Frage ist nun, ob wir uns darüber ärgern – was aus meinen Erfahrungen wenig bewirkt – oder ob wir die Dinge hinnehmen, die wir eh nicht ändern können und wir nach vorne schauen.
In meinem Bekanntenkreis ist ein Junge – gerade mal 17 Jahre alt – an Leukämie erkrankt.
Was heißt das: Gerechtigkeit
Ist das gerecht?
Angesichts dieser Frage sind plötzlich meine ‚Problemchen‘ gar nicht mehr so schlimm und die Sorgen, die ich mir um Kleinigkeiten gemacht habe, nichtig. Viel wichtiger ist es nun, einen passenden Spender zu finden.
Wir machen uns so viele Gedanken um uns selber, dass wir manchmal gar nicht begreifen, wie gut es uns geht. Wie klein eigentlich unsere Probleme sind. Ein warmes Haus, ein Auto, genug Essen und Trinken, Gesundheit – Dinge, die wir vielleicht für selbstverständlich halten, sind für andere purer Luxus. Das vergessen wir oft. Bis es uns plötzlich selber betrifft.
Dann wird uns der Boden unter den Füßen weggerissen. Wir werden wach. Unsere Gedanken drehen sich im Kreis und die Selbstverständlichkeit wird in Frage gestellt. Was macht Gott mit unserem Leben? Wo bleibt die Gerechtigkeit?
Gerechtigkeit ist ein großes Wort. Schlägt man dieses in Büchern nach oder gibt man diesen Begriff im Internet ein, stößt man auf Begriffe wie „Fairness“ und „gleiches Recht“. Jeder versteht, was damit gemeint ist. Jeder findet Gerechtigkeit gut. Aber wird demnach auch so gehandelt? Genau auf diesen wunden Punkt macht auch Amos aufmerksam.
Amos war ein einfacher Arbeiter, bevor er zum Prophetendienst berufen wurde. Er schämte sich nicht wegen seiner niedrigen Herkunft. Auch die göttliche Berufung hat ihn nicht hochmütig gemacht. Das Volk hingegen beschränkt sich lieber auf Reichtum und Verschwendung. Sie möchten mit den Armen nichts zu tun haben.
Auch wenn unsere Feiern wohl heute etwas anders aussehen als damals – hoffentlich ohne Tieropferung – kann man die Worte von Amos auf unsere heutige Zeit übertragen. Uns geht es gut. Sehr gut sogar. Aber machen wir uns Gedanken, wie es anderen geht?
Sorgt lieber dafür, dass ein jeder zu seinem Recht kommt! Recht und Gerechtigkeit sollen das Land erfüllen wie ein Strom, der niemals austrocknet, heißt es in der Übersetzung der „Guten Nachricht“. Was nützt uns aller Reichtum, wenn wir dabei unser Herz, unsere Hilfsbereitschaft und unsere Güte, verlieren? Schätzen wir das, was wir haben und helfen wir denen, die nicht so viel Glück haben. Wir können versuchen, die Welt ein wenig gerechter werden zu lassen. Schritt für Schritt. Vertrauen wir auf Gott und versuchen, sein Gebot der Nächstenliebe so gut wie möglich umzusetzen.
Zusammenhalt gibt Kraft in schweren Zeiten
Wie das aussehen kann, habe ich an dem Schicksal des an Leukämie erkrankten Jungen gesehen. Familie und Freunde, ja sogar das ganze Dorf hat ihn unterstützt. Zusammen haben sie eine große Typisierungsaktion ins Leben gerufen. Und der Aufwand wurde belohnt – ein passender Spender wurde gefunden! Aus diesem Zusammenhalt hat er so viel Kraft geschöpft. Natürlich hätte er sich fragen können, warum gerade er erkrankt ist und seine ganze Energie diesen Sorgen und Gedanken widmen können. Aber er hat sich aufgerafft und einen Weg hinaus gesucht.
Das Schicksal zeigt, dass jeder Mensch etwas bewirken kann. Wir können versuchen, die Welt ein wenig gerechter werden zu lassen. Trauen wir uns!