Predigttext
35 Und am Abend desselben Tages sprach er zu ihnen: Lasst uns ans andre Ufer fahren. 36 Und sie ließen das Volk gehen und nahmen ihn mit, wie er im Boot war, und es waren noch andere Boote bei ihm. 37 Und es erhob sich ein großer Windwirbel, und die Wellen schlugen in das Boot, sodass das Boot schon voll wurde. 38 Und er war hinten im Boot und schlief auf einem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen? 39 Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig! Verstumme! Und der Wind legte sich und es ward eine große Stille. 40 Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben? 41 Und sie fürchteten sich sehr und sprachen untereinander: Wer ist der, dass ihm Wind und Meer gehorsam sind!
Warum ich mich kurzfristig entschlossen hatte, auch hinzugehen? Keine Ahnung. Eigentlich hatte ich gar keine Zeit. Vielleicht war es ja die reine Neugier? Vielleicht wollte ich auch einfach nur mitreden können, wenn sie über IHN sprachen und von IHM erzählten. Ich wusste nur eins: Ich wollte dabei sein, ich sollte dabei sein. Also machte ich mich auf den Weg.
Am Ziel angekommen, staunte ich nicht schlecht: So viele Menschen waren gekommen, um IHN zu sehen, um IHN zu hören. Und dann sah ich IHN. SEINE Ausstrahlung nahm mich sofort gefangen. Eine junge Familie bot mir an, mich zu ihnen zu setzen. Sie teilten ihr Essen mit mir. Was für eine Gastfreundschaft!
Einige SEINER Freunde sorgten dann für Ruhe. Alle Blicke waren auf IHN gerichtet. Und ER fing an zu reden. SEINE Stimme schien tief in mir Saiten anzuschlagen, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie hatte. ER sprach in Bildern, die jeder verstehen konnte.
Viel zu schnell war alles vorbei. ER bestieg ein Boot, zusammen mit seinen Freunden. Sie ruderten auf den See hinaus. Als ich sah, dass auch andere ihre Boote ins Wasser zogen, ging ich hin und fragte einen, ob ich mitfahren dürfe. Er hatte noch Platz für mich.
Plötzlich schlug das Wetter um. Eben hatte die Sonne uns noch mit ihren Strahlen gewärmt. Jetzt war sie hinter dunklen Wolken verschwunden. Der Wind frischte auf. Es formte sich eine Windhose. Wellen schlugen ans Boot. Wellen schlugen ins Boot.
Ich war sofort nass bis auf die Knochen. Mir wurde kalt, äußerlich und innerlich. Ich bekam – nicht nur sprichwörtlich – kalte Füße. Ich kriegte es mit der Angst zu tun. Ich schaute mich um, versuchte das Boot auszumachen, in dem ER mitfuhr. Es war gar nicht so weit von uns entfernt.
Warum tat ER nichts? Sah ER denn nicht, wie schlecht es uns ging? Spürte ER denn nicht unsere Angst? Wir fürchteten um unser Leben, und ER tat gar nichts? Das Vertrauen in IHN, das ich eben erst gewonnen hatte, begann zu schwinden.
Ich hatte es ja schon immer gewusst: Wie kann ich einem Menschen mein Leben anvertrauen, den ich gar nicht richtig kenne. Was wusste ich denn schon von ihm? Nur das, was mir andere über IHN erzählt hatten. Obwohl, als ich IHN eben erlebt habe, habe ich einen solchen Sturm auch in mir gefühlt: ER hat mit SEINEN Worten, mit SEINER Ausstrahlung alles in mir durcheinandergewirbelt. Und das fühlte sich nicht schlecht an, im Gegenteil.
Wieder hob eine starke Welle das Boot in die Luft. Verzweifelt versuchte ich, mich an der Bordwand festzuhalten. Aua, das tat weh! Sollte ich dies überleben, würde ich so manchen blauen Fleck zurückbehalten.
Aber dann war von einem Moment auf den anderen alles vorbei: Der Wind verschwand, die Wellen beruhigten sich. Wir waren alle wie erstarrt, keiner sagte ein Wort. Einige schauten nach oben und beobachteten, wie sich langsam die Sonne durch die Wolken schob. Andere schauten zu IHM.
Und weil es plötzlich so still geworden war, konnten wir alle hören, was ER zu SEINEN Freunden sagte: „Warum nur habt ihr solche Angst? Tragt ihr denn gar keinen Glauben in euch?“
Und wir alle waren uns sicher: ER hatte diese Worte nicht nur zu seinen Freunden gesagt. ER hatte uns alle angesprochen. Und wir verstanden.
Die Boote fuhren zurück ans Ufer. Und viele Menschen bewegten offensichtlich dieselben Fragen wie mich: Wie hatten wir nur zweifeln können? Wie hatte ich nur zweifeln können? Tief in Gedanken versunken machte ich mich auf den Weg nach Hause.
Falls Sie sich oder mich nun fragen, ob sich nach diesem Erlebnis etwas geändert hat in meinem Leben: Ich glaube …