Der Streit über die Krankenhausreform wird nach Einschätzung der Ärztegewerkschaft Marburger Bund auf dem Rücken von Patienten und Patientinnen ausgetragen. Die Vorsitzende Susanne Johna sprach in der “Augsburger Allgemeinen” (Mittwoch) von einer drohenden Verschlechterung der Versorgungsqualität wegen Planungsunsicherheit. Unsicherheiten angesichts der Reform belasteten die Arbeit der Kliniken massiv und führten zu Investitionsstopps.
“Es werden vielerorts keine neuen Anschaffungen gemacht, weil man nicht weiß, in welcher Form das eigene Haus oder eine bestimmte Abteilung in zwei Jahren noch existiert”, erklärte Johna. Und: “Wir verzeichnen schon jetzt wegen der hohen Inflationskosten so viele Klinikinsolvenzen wie noch nie, im kommenden Jahr droht sich die Lage noch weiter zu verschärfen.”
Bund und Länder müssten an einem Strang ziehen, forderte Johna. “Es darf nicht dazu kommen, dass die notwendigen Veränderungen, welche die Krankenhausreform leisten müsste, im parteipolitischen Klein-Klein untergehen.” Zuletzt habe es knapp 300.000 offene Stellen im Gesundheitswesen gegeben. Studien zeigten, dass die Zahl bis 2035 auf 1,8 Millionen steigen könne.
Wegen eines Fachkräftemangels führe im Bereich der Kliniken kein Weg an Umstrukturierungen vorbei, sagte die Gewerkschaftschefin. “Aber auf dem Weg zur Reform dürfen wir auch nicht die Klinikbeschäftigten, die wir haben, vergraulen.”
Um gegen den Fachkräftemangel anzugehen, müsse es weniger Bürokratie geben: “Ärztinnen und Ärzte verbringen im Schnitt mehr als drei Stunden am Tag mit Dokumentation und Administration. Wenn wir diese Zeit halbieren, hätten wir mit einem Schlag 15 Prozent mehr Ärzte für die Patientenversorgung zur Verfügung”, sagte Johna. Auch in der Pflege sieht sie ein “Riesenpotenzial”. Es sei realistisch, den Bürokratieaufwand zu halbieren.
Bisherige Entwürfe für einen Bürokratieabbau innerhalb der geplanten Krankenhausreform seien mehr als enttäuschend, kritisierte Johna. “Auch die versprochene Entökonomisierung können wir in den bisherigen Entwürfen nicht erkennen.”