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Geteilte Leidenschaft

Neulich fiel mein Blick auf ein altes, dickes Buch in meinem Bücherregal. Und schon habe ich sie vor Augen, die kleine, alte Dame, die es mir vor vielen Jahren schenkte.
Wir konnten nicht weiter auseinandersein. Sie, weit über 80 Jahre alt, und ich, die Katechumenin. Doch einte uns eine Leidenschaft. Wir beide liebten Bücher. So lernten wir uns auch kennen: in der Bücherei meiner Heimatgemeinde. Sie hatte sie einst zusammen mit ihrem Mann aufgebaut und führte sie immer noch mit Herzblut.
Die Gemeindebücherei wurde so etwas wie meine zweite Heimat. Dank ihrer ging ich mit Miss Marple auf Mörderjagd. Ich suchte mit Winnetou den Schatz im Silbersee. Ich erlebte mit Angélique Abenteuer im Reifrock.

Meine Leidenschaft für Bücher hält bis heute an. Ich bin die Tante, die fast immer mit einem Buchgeschenk um die Ecke kommt. Und sich diebisch freut, wenn sie die Freude am Buch weitergeben kann.
Für uns Bücherfreunde gibt es sogar einen eigenen Feiertag: den Welttag des Buches am 23. April. Es ist der Georgstag und er geht zurück auf  die katalanische Tradition, zu Ehren des Heiligen Rosen und Bücher zu verschenken. Zudem ist es der Todestag von William Shakespeare und Miguel de Cervantes.
Welches Buch sie mir nun schenkte, meine Bücherfreundin? Eine Gesamtausgabe von Shakepeares Werken, über 150 Jahre alt. So schließt sich der Kreis.
Die alte Dame ist schon lange verstorben, Aber ich denke immer wieder mal an sie und gebe unsere gemeinsame Leidenschaft weiter. Denn so ein Buch, das eröffnet unendliche Welten.